Mit einer zwei Jahre lang dauernden Synode will Papst Franziskus weltweit alle Gläubigen zu Wort kommen lassen. Bischof Felix setzt grosse Hoffnungen in diese globale, gemeinsame Wegsuche und schildert, wie sich die Katholikinnen und Katholiken im Bistum Basel einbringen können.
Welche Chance sehen Sie in dieser Synode?
Bischof Felix Gmür: Die Bischofssynode 2023 beginnt jetzt, und zwar weltweit, nicht nur in Rom. Papst Franziskus will die Synode nicht mehr als Event in Rom, sondern als Prozess gestalten: Die Chance besteht also darin, möglichst viele Leute einzubeziehen und klarzumachen: Zum synodalen Prozess gehören alle. Das ist neu.
Warum sollen die Gläubigen an dieser Umfrage teilnehmen?
Sie sollen teilnehmen, um miteinander in Dialog zu treten. Es geht nicht in erster Linie darum, dass die Leute ein Statement für den Bischof oder für den Papst abgeben, sondern dass sie aufeinander hören, die Fragen miteinander diskutieren und dann gemeinsam vorangehen. Synode heisst gemeinsames Gehen. Zum Leben als Christin und Christ gehört, dass man sich miteinander über den Glauben austauschen kann, über den Ort, den die Kirche in meinem Leben oder in der Gesellschaft und im Staat haben soll.
Wie erreichen Sie anderssprachige Menschen aus den Missionen?
Wer die Fragen auf Deutsch nicht versteht, muss sie sich übersetzen lassen. In den Missionen gibt es ja viele Zweisprachige. Das ist ein erster Schritt, aufeinander zu hören und einander zu unterstützen. Unsere Dokumente sind auf Deutsch, für den Jura gibt es eine adaptierte Fassung auf Französisch. Die römischen Dokumente sind in der Regel auf Spanisch, Englisch, Italienisch und Französisch.
Und Kirchenferne?
Jede und jeder kann sich einbringen, es braucht keine Nähe zur Pfarrei. Man muss sich lediglich für die Sache interessieren und sich zu fünft zusammentun.
Jede Person kann sich frei vier weitere suchen?
Ja. Um aufeinander hören zu können, braucht es eine Gruppe. Es sollten mindestens fünf sein, um nicht einfach Einzelmeinungen zu hören. Je grösser die Gruppe ist, desto besser, sie ist nach oben offen. Die Gruppe spürt vielleicht: Hier gab es Austausch, da war zuerst Unverständnis und dann Verständnis. Darum geht es.
Die Fünfergruppe diskutiert die Fragen und gibt ihre Antworten elektronisch ein.
Ja, es gibt jeweils pro Frage eine Gruppenantwort. Die Gruppe kann auch sagen: «Wir haben keine Einigung gefunden». Sie kann auswählen zwischen verschiedenen vorgegebenen Antworten, die nach statistischen Methoden als die wahrscheinlichsten gelten und die über Fokusgruppen im Vorfeld bestimmt werden. Bei einigen Fragen wird zusätzlich ein Textfeld zur Verfügung stehen.
Rom hat zehn Themenfelder mit Fragen vorgegeben. Können Sie diese in konkrete, für die Schweiz relevante Fragen umformulieren?
Der Auftrag lautet nun, die Fragen aus Rom für unsere Bistümer zu adaptieren. Bei Nummer fünf geht es um «Mitverantwortung in der Sendung», bei Nummer neun um «Unterscheiden und Entscheiden». In diesen Punkten können wir sicherlich auf spezifisch für den Schweizer Kontext wichtige Themen eingehen.
Bleibt es beim «Aufeinander-Hören»? Wann geht der Prozess ins Handeln über?
Aufeinander-Hören ist bereits Handeln. Wenn ich weiss, was mein Gegenüber findet, gehe ich mit diesen Gedanken in mich und verändere mich vielleicht, und umgekehrt. Eine Handlungsoption könnte sein, dass eine Pfarrei sagt: In unserem Gebiet gibt es so viele Marginalisierte, wir müssen diese Menschen einbinden. Handlungsoptionen sind nicht nur von Rom zur Basis, sie sind gleichzeitig von unten nach oben.
Dennoch gibt es Themen, die nur in Rom entschieden werden können, etwa die bekannten heissen Eisen: mehr Mitbestimmung von Laien, Frauenordination, Umgang mit Homosexuellen. Was ist mit solchen Themen?
Diese Themen werden in Rom entschieden. Die Grundstruktur der Kirche ist nicht in Frage gestellt. Der Papst ist der Garant der Einheit dieser Kirche. Was die ganze Welt betrifft, etwa die Frauenordination, entscheidet am Schluss der Papst. Aber Rom will eben auch hören: Ist das wirklich das Wichtigste? Betrifft das viele Leute? Und was würde das ändern? Dazu haben wir diesen Prozess.
Die abschliessende Antwort des Papstes kann ganz anders aussehen als das, was den Schweizerinnen und Schweizern unter den Nägeln brennt. Gibt es Signale aus Rom, dass regionale Lösungen denkbar sind?
Die Steuergruppe zum Synodalen Prozess des Bistums Basel wird die Antworten, die das gfs liefert, anschauen und sich fragen: Was realisieren wir in unserem Bistum? Wo müssen wir handeln und was betrifft uns weniger? Diesen Prozess der Erneuerung innerhalb des Bistums gehen wir weiter. Wie, das werden wir nach Abschluss der Befragung anschauen.
Rom hat 2014 bei der Umfrage zu Ehe und Familie aus der Schweiz die Antwort gehört, die Gleichbehandlung von Homosexuellen sei hier ein wichtiges Thema. Passiert ist nichts. Weshalb soll ich also nun wiederum an einer Umfrage teilnehmen?
Man versucht zu differenzieren und das mit einer unterschiedlichen Optik anzuschauen. Nehmen wir ein queeres Paar, das gesegnet werden möchte. Hier gilt es, auf einem gemeinsamen Weg herauszufinden, was sie mit dem Segen genau wollen: Möchten sie eine Anerkennung durch die Kirche, durch die Gesellschaft, den Beistand Gottes? Das gilt auch für Leute, die heiraten wollen. Dieses Differenzieren haben wir ein bisschen vernachlässigt, weil wir in Kategorien von Recht und Pflicht denken. Dieser Prozess wird zeigen, wie fruchtbar das ist.
Müsste man nicht bei manchen Themen auch die Theologie neu denken und sich die Frage stellen: Ist die heutige Handhabung auch theologisch noch gerechtfertigt?
Interessant ist, dass die westliche Theologie sich ziemlich eingeschossen hat auf Gebote und Verbote. Der synodale Prozess hingegen hat nicht diese Frage im Blick, sondern er fragt eher: Hilft es, das Reich Gottes zu fördern oder nicht? Die Frage lautet nicht: Darf man? Sondern: Hilft es? Das ist es, was man einen geistlichen Prozess nennt. Dieses Ringen ist etwas spezifisch Christliches. Die Jüngerinnen und Jünger, die mit Jesus unterwegs waren, haben immer wieder gerungen. Sie haben Jesus nicht verstanden und nach Erklärungen gefragt. Er hat es erklärt, aber sie haben immer noch nicht verstanden. Dieses Ringen ist nicht in erster Linie resultat-orientiert, sondern prozess-orientiert.
Sie hatten 2016 um konkrete Vorschläge gebeten, wie eine geschwisterliche Kirche aussehen könnte. Die Landeskirche Luzern hat Ihnen mit 10 Schritten geantwortet. Ihre Reaktion darauf war recht kritisch. Wie werden Sie dieses Mal mit Antworten umgehen, die Ihnen vielleicht nicht gefallen?
In diesem Fall fand ich das Vorgehen nicht gut. Es waren vor allem Forderungen an den Bischof. Ich habe wenig von diesem Ringen gemerkt. Bei einer Erneuerung der Kirche müssen sich alle bewegen. Wenn etwas geändert wird, müssen sich zuerst Personen ändern und dann muss man zusammen schauen, was man umsetzen kann. Dafür gibt es unsere diözesane Steuergruppe. Denn das bestimmt nicht einfach der Bischof oder eine einzelne kantonale Synode, sondern es sollen möglichst alle einbezogen werden. Die Anfrage geht in erster Linie an jeden und jede Einzelne selbst. Im Markus-Evangelium heisst es: «Kehrt um.» Das beginnt bei mir.
Wie müsste die Umfrage ausfallen, damit Sie sagen könnten: Wow, toll!
Wenn sich ganz viele und verschiedene Gruppen eingeben, das würde mich freuen.
Was wäre der schlimmste Fall?
Ich wäre enttäuscht, wenn sich niemand dafür interessieren würde. Dann müssen wir uns fragen: Was bedeutet das jetzt zum Beispiel für unsere Struktur? Für unsere Relevanz? Was müssen wir ändern?
Freuen Sie sich auf den Prozess?
Ich bin ganz begeistert davon! Mich freut es, dass diese Synode wirklich versucht, das Ganze als einen Prozess zu führen. Der Einbezug aller Leute ist der Königsweg der Kirche. Die Kirche hat nach diesem Dokument offensichtlich den Auftrag, alle Leute einzubeziehen. Ich erhoffe mir, dass dieser Prozess uns alle betreffen wird. Und ich bin überzeugt, dass wir Handlungsfelder sehen, die für unser Bistum oder möglicherweise für die Schweiz von Belang sind, die aber nicht unbedingt den römischen Prozess betreffen.
Marianne Bolt (Pfarreiblatt des Kantons Zug)
Sylvia Stam (Pfarreiblätter der Kantone Bern und Luzern)
Nun steht fest, wie die vier Pfarreien, die bisher keinem Pastoralraum zugeordnet waren, ab nächstem Sommer organisiert sein werden. Sie werden gemeinsam einen Pastoralraum bilden. Mit diesem Schritt wird die Errichtung der Pastoralräume im Kanton Zug abgeschlossen.
Wie das Bischofsvikariat St. Viktor mitteilt, sind die Pastoralräume im Kanton Zug nun komplett. Die katholischen Pfarreien Baar, Cham, Hünenberg und Steinhausen werden zu einem Pastoralraum Typ A zusammengeschlossen. Das bedeutet, dass die Leitungseinheiten der einzelnen Pfarreien bestehen bleiben und sie unter der Leitung des designierten Pastoralraumleiters Christian Kelter und dem designierten Leitenden Priester Anthony Chukwu zusammenarbeiten werden. Bischof Felix Gmür wird den Pastoralraum per 1. August 2022 administrativ errichten.
Der Kanton Zug wird damit vier Pastoralräume aufweisen. Die bereits bestehenden Pastoralräume sind Zug Walchwil, Zug Berg sowie Zugersee Südwest.
Marianne Bolt
Im Bistum Basel ist Anfang Juli ein Konzept gegen sexuelle Übergriffe in Kraft getreten. Der Bischof von Basel hat es mit den staatskirchenrechtlichen Körperschaften erarbeitet.
Das Bistum Basel hat ein Konzept zur Bekämpfung von Übergriffen erarbeitet. Anfang Juli trat die «Prävention und Intervention gegen sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld» in Kraft, womit die Richtlinien der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) umgesetzt werden. Es basiert auf einer Grundlage, welche die SBK im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Vereinigung der Höheren Ordensoberen erarbeitet hat. Adressaten dieses Konzepts sind grundsätzlich alle Personen im kirchlichen Dienst, die durch staatskirchenrechtliche Körperschaften oder andere Instanzen angestellt sind, sowie auch Freiwillige.
Im Konzept wird betont, dass es sich bei der Seelsorge um Beziehung handelt. Eine Beziehung, für deren Gestaltung die Seelsorgenden in jedem Fall verantwortlich seien, denn es handle sich immer um asymmetrische Beziehungen. Aufgezeigt werden die Übergänge von alltäglichem Normalverhalten zu Grenzverletzungen bis hin zu strafbarem Verhalten.
Ein vom Bischof errichtetes diözesanes Fachgremium ordnet Aufbau- und Ablauforganisation der geschaffenen Stellen im Bereich von Prävention und Intervention gegen sexuelle Übergriffe. Um Übergriffen konkret entgegenzuwirken, wird ein Präventionsbeauftragter oder eine Präventionsbeauftragte des Bistums die Umsetzung der Massnahmen durchsetzen und überprüfen. Ebenfalls unterstützt diese Person das Ausarbeiten eines Verhaltenskodex, den Seelsorgeteams erarbeiten müssen. Weiter wird unter anderem veranlasst, dass alle Seelsorgenden bei Stellenantritt eine Selbstverpflichtung unterzeichnen, in der sie bestätigen, sich entsprechend den Richtlinien zu verhalten wie auch Weiterbildungen zu absolvieren, in denen sie auf problematische Aspekte ihrer Arbeit aufmerksam gemacht werden.
Der Bischof hat die Weisungsbefugnis all jenen Personen gegenüber, die durch ihn ernannt oder mit einer Missio canonica für den pastoralen Dienst beauftragt sind. Bereits den Bewerbungsunterlagen müssen diese Personen einen Privat- und Sonderprivatauszug aus dem Schweizerischen Strafregister beilegen, der danach alle drei Jahre erneut einzureichen ist. Für die Personen im kirchlichen Dienst, die von einer anderen Anstellungsbehörde angestellt worden sind oder sich freiwillig in einem sensiblen Bereich in der Pastoral betätigen, empfiehlt der Bischof dieselben oder ähnliche Massnahmen. Zu diesen Personen gehören beispielsweise KatechetInnen, JugendarbeiterInnen, Präsides von Kinder- und Jugendverbänden, SozialarbeiterInnen, PfarreisekretärInnen, KirchenmusikerInnen, SakristanInnen oder HauswartInnen.
Marianne Bolt
Gesamtes Konzept des Bistums Basel
Im Bistum Basel gilt seit heute ein vereinfachtes Konzept. Da seit dem 20. Juni zur Bekämpfung der Covid-19-Epidemie nur noch die «besondere Lage» gilt, hat die Schweizer Bischofskonferenz ihr Rahmenschutzkonzept per 22. Juni ausser Kraft gesetzt.
Als Schutzkonzept für öffentliche Gottesdienste im Bistum Basel gilt ab dem 23. Juni ein vereinfachtes Konzept. Die Vereinfachungen gelten laut Bistumssprecher Hansruedi Huber auch für religiöse Veranstaltungen, für die Kinder- und Jugendarbeit wie auch für Vereinsanlässe.
Weiterhin wichtig bleibt eigenverantwortliches Handeln, vorab das Einhalten der Hygiene- und Abstandsregeln. Zudem müssen alle öffentlich zugänglichen Orte über ein Schutzkonzept verfügen. Für das Schutzkonzept gelten u.a. folgende Vorgaben:
Auf der Corona-Seite des Bistums Basel finden Sie jederzeit die aktualisierten und vollständigen Infos zu den Präventionsmassnahmen. Mitg./MB
In Zug fand am Sonntag das Bistumsjugendtreffen mit Bischof Felix Gmür statt. Unter dem Motto «Festival der Sinne» konnten die Teilnehmer mehrere Ateliers besuchen. Ein Hit war das Atelier «Unsere Welt in 80 Jahren – Eine VR-Erfahrung».
Der «Grüne Güggel» ist ein Umweltzertifikat, das Pfarreien für ihre Nachhaltigkeit auszeichnet. Die Pfarrei Unterägeri hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Zertifikat bis in circa zwei Jahren zu erlangen. Auch Pfarreimitglieder werden in den Prozess miteinbezogen.
Unter dem Titel «Muslime in der Schweiz – zwischen Integration und Parallel-Gesellschaft» lud das Forum Kirche und Wirtschaft im Kloster Kappel zur Diskussion. Ein Quintett machte sich Gedanken darüber, weshalb die Religion nicht als friedlich wahrgenommen wird.
Es war eine geballte Ladung Information, die am Mittwochabend auf die Zuhörerinnen und Zuhörer im vollbesetzten Kappeler Gemeindesaal niederprasselte. Zur Diskussion über Muslime in der Schweiz geladen hatte das Forum Kirche und Wirtschaft der katholischen Kirche Zug.
Hochkarätige Redner wie der Religionswissenschaftler Professor Amir Dziri lieferten zunächst eine Bestandsaufnahme. Unter anderem zur subjektiven Wahrnehmung vieler Menschen in Europa, Russland und den USA, die den Anteil der muslimischen Bevölkerung durchs Band viel zu hoch einschätzten. Über die Rolle gewisser Politiker und Medien, die diese teilweise krassen Fehleinschätzungen für ihre Zwecke noch befeuern. Es war aber auch eine Diskussion über den abnehmenden gesellschaftlichen und politischen Einfluss der Landeskirchen in der Schweiz, über die laufend grössere Anzahl Konfessionsloser und die Diversifizierung des Christentums, ausgelöst durch die Zuwanderung.
So kam man zum Schluss, dass nur gegenseitige Toleranz den Zusammenprall der Religionen verhindern kann, dass aber gerade der konservative Islam – wie auch die katholische Kirche – mit ihren fundamentalen Ideologien verfassungsmässigen Grundrechten wie der Gleichberechtigung von Mann und Frau zuwiderlaufen. Und, dass die Lösung dafür wohl bei der Jugend liege.
Martin Platter
Mariä Himmelfahrt auf dem St. Jost – das ist seit Jahren der Anziehungspunkt für Menschen aus Nah und Fern. Der festliche Gottesdienst mit Kräutersegnung wurde am 15. August um 11 Uhr von den Jodlerinnen und Jodlern des Jodlerklubs Ägerital eröffnet.
Mehrere hundert Personen kamen, um den Gottesdienst mitzufeiern, der von Pater Karl Meier, Pastoralassistentin Jacqueline Bruggisser sowie Diakon und Gemeindeleiter Urs Stierli geleitet wurde. In einer eindrücklichen Predigt verband Jacqueline Bruggisser das Festgeheimnis mit der heutigen Zeit. Zur Bergwelt passend spielte die Zuger Alphornbläser-Vereinigung und Fahnenschwinger warfen ihre Schweizerfahnen in die Luft. Eindrücklich urchig ertönte der Betruf, mit dem die Eucharistiefeier abgeschlossen wurde.
Bei Speis und Trank sowie guten Gesprächen sassen die Gottesdienstbesucher danach zusammen – in dieser traumhaften Kulisse auf dem St. Jost.
Urs Stierli