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Ein Professor für Wirtschaft, ein VR-Präsident einer grossen Zuger Unternehmung und ein Jesuit – die Vielfalt auf dem Podium der Veranstaltung des Forums Kirche und Wirtschaft der Katholischen Kirche Zug unter dem Titel «Erfolgreich führen in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit» könnte nicht grösser sein. Und doch sind sich Professor Thomas Gutzwiller, Unternehmer Thomas Schmuckli und der Jesuit Christian Rutishauser in wesentlichen Punkten einig. Sie alle plädierten an der Veranstaltung im Burgbachsaal für eine «Kultur des Füreinanders».

Bedeutung der spirituellen Ebene

Je weiter oben jemand in der Hierarchie sei, «umso wichtiger sind soft skills», erläutert Thomas Gutzwiller. Gefragt sind also Empathie und Wertschätzung; sie bilden gemäss dem Wirtschaftsprofessor der Universität St. Gallen die Basis für produktive Auseinandersetzungen auf der Sachebene. Führung von anderen Menschen habe viel mit Charakter zu tun – oder negativ formuliert: «Unter extremstem Druck zeigt sich der wahre Mensch.»

Thomas Gutzwiller sprach von der nötigen Fitness, die Führungsleute mitbringen müssen, respektive sich auch erarbeiten und trainieren müssen; er meinte nicht nur die körperliche Fitness, sondern betonte die Bedeutung der «spirituellen Fitness» die sich durch Visionen, Verstehen, Klarheit und Beweglichkeit auszeichne. Dies in einer zunehmend komplexeren Welt, die sich rasch verändere und immer weniger klar sei. Mit vielen Daten und Fakten vermittelte Gutzwiller aber auch Optimismus – die Weltbevölkerung ist gewachsen und deswegen nicht ärmer geworden, der Wohlstand gemessen an der Wertschöpfung ist in den letzten Jahrzehnten weltweit markant gestiegen, ebenso die Lebenserwartung der allermeisten Menschen, die Zahl der Opfer in Kriegen ist seit 1945 mit Ausnahme des Vietnam-Krieges zurückgegangen, ebenso die Gewalt. Zwar äusserten viele Menschen Ängste, doch Gutzwiller glaubt an eine gute Zukunft: «Die Apokalypse, der Weltuntergang, das letzte Kapitel der Bibel, kommt nicht so schnell.»

«Grundvertrauen schaffen»

Das Verständnis für die eine Welt – wir haben keine andere – soll sich in den Unternehmen zeigen. Thomas Schmuckli, der Präsident der Bossard-Gruppe, erwähnte «die Schaffung von Grundvertrauen» als eine der zentralen Aufgaben jeder Führungskraft. Das bedinge Wertschätzung gegenüber allen Mitarbeitenden auf allen Hierarchiestufen. Er möchte, dass «die Leute ihr Herz nicht zuhause lassen, wenn sie zur Arbeit gehen».

Für den Jesuiten Christian Rutishauser bedeutet dies konkret, dass eine Unternehmung auch Rituale brauche: «Wie werden Mitarbeitende verabschiedet, wie werden neue Leute eingestellt.» Um in schwierigen Zeiten erfolgreich zu sein, brauche es ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit: «Investitionen in die spirituelle Ebene zahlen sich für alle Organisationen aus.» Letztlich müsse eine Führungskraft heute kein Held oder keine Heldin sein, sondern ein Mensch mit der Fähigkeit, sich und das Handeln immer wieder kritisch zu hinterfragen. Thomas Schmuckli: «Leadership verlangt nach Selbstreflexion.»

Eine hochkarätige Runde: Thomas Hausheer, Thomas Gutzwiller, Olivia Röllin, Christian Rutishauser und Thomas Schmuckli | © Thomas Müller

Spiritualität und Management schliessen sich nicht aus, im Gegenteil, sie bedingen einander. Dies machte Sandra Dietschi, Leiterin der Fachstellen der Katholischen Kirche Zug, in der besinnlichen Einstimmung in der Liebfrauenkapelle Zug klar, in dem sie auf Heilungsgeschichten aus der Bibel verwies. Wenn Jesus die verkrümmte Frau direkt ansieht, gibt er ihr Ansehen und Wertschätzung. Einander auf Augenhöhe begegnen schaffe Vertrauen.
Das Forum Kirche und Wirtschaft organisiert zweimal jährlich Veranstaltungen im Zyklus Wirtschaft und Werte; die nächste Veranstaltung zum Thema Resilienz wird wieder wie gewohnt im Kloster Kappel stattfinden, am 6. März 2024.

Die Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft der Katholischen Kirche Zug organisiert zweimal jährlich Veranstaltungen im Zyklus Wirtschaft und Werte. Die nächste Veranstaltung zum Thema Resilienz wird am 6. März 2024 im Kloster Kappel stattfinden.

Franz Lustenberger

Was bedeutet gerecht wirtschaften? Viele internationale Firmen haben ihren Sitz im Kanton Zug. Thomas Hausheer vom «Forum Kirche und Wirtschaft» der Katholischen Kirche Zug berichtet im Schweizer Fernsehen, wie er den Dialog mit diesen Playern erlebt.

SRF-Sendung «Nachgefragt» ansehen

«Ethik und Moral in der digitalen Welt» – diesem Thema widmete sich die Tagung des Forums Kirche und Wirtschaft von Anfang November in Kappel am Albis. Expertinnen und Experten waren sich einig, dass es Regulierungen braucht.

Die Parkuhr von gestern wurde mit Münz gefütter. Heute zahlen wir mit Twint. Das Parksystem weiss jetzt meine Handy- und meine Autonummer. Das Beispiel mag banal sein; es zeigt aber eine Entwicklung auf, hin zu digitalen und technologischen Systemen, die über den Menschen Bescheid wissen und diese Daten auch speichern. Benjamin Bargetzi, international anerkannter Experte für digitale Transformationsstrategien, zählte in seinem Referat noch mehr Beispiele auf, an denen heute geforscht wird: In Japan denkt man an Altersheime, in denen nur noch Roboter arbeiten. Oder die Sammlung von Gen-Daten der Menschen, welche uns mit Tipps zu einem gesünderen und längeren Leben versorgen – bis hin zum Gedanken an ein ewiges Leben. Oder in Kleidergeschäften werden Gesicht und Figur beim Eintritt gescannt; Roboter bringen die passenden Kleidervorschläge, und beim Verlassen des Geschäfts werden die Beträge gleich abgebucht, denn das gescannte Gesicht ist mit der Kreditkarte verbunden. Es braucht keine Verkäuferinnen oder Verkäufer mehr.

Im Digitalen entstehen neue Wirklichkeiten

Benjamin Bargetzi sprach in diesem Zusammenhang von der Fusion von Mensch und Maschine und von neuen intelligenten Systemen, die immer schneller werden. Es entstehen neue Wirklichkeiten durch das Zusammenwirken von virtueller und physischer Realität. Im digitalen Raum des Metaverse werden verschiedene Handlungsräume zu einer neuen Wirklichkeit vereinigt. Die Frage – so Benjamin Bargetzi – sei nicht, ob wir das wollten oder nicht, sondern, dass wir uns darauf vorbereiten müssten. Gerade dafür sei das menschliche Gehirn aber relativ schlecht geeignet; weil der Mensch erstens aus den Erfahrungen der Vergangenheit lerne und weil zweitens die Digitalisierung mit exponentieller Geschwindigkeit voranschreite. Allein das Tempo überfordert uns.

Technologie ist nicht neutral

Ethische Fragen müssen von Anfang an mitgedacht werden, betonte Peter G. Kirchschläger, Professor für Ethik an der Universität Luzern. Und Cornelia Diethelm, Dozentin an der Hochschule für Wirtschaft Zürich, ergänzte, dass Technologie nie neutral sei, weil sie mit den Menschen interagiere und das Leben beeinflusse. Die Gefahr sei, dass intelligente und miteinander vernetzte Systeme die einzelnen Menschen besser kennen als der einzelne Mensch sich selbst.

Für den Ethikprofessor ist daher klar, dass es Regulierungen braucht: «Die Menschenrechte müssen auch im digitalen Bereich durchgesetzt werden.» Dem widerspricht auch Benjamin Bargetzi nicht; nur weist er darauf hin, dass die Politik immer hintennach hinke. Dabei müssten wir doch vorausschauend agieren. Er setzt auf Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden, die Eigenverantwortung, notwendige Regulierungen und die globale Zusammenarbeit. «Die Menschheit hat auf Krisen immer 5 Minuten nach 12 reagiert, jetzt muss die Menschheit angesichts der existentiellen Krisen 5 Minuten vor 12 agieren.»

 

Franz Lustenberger

Das Forum Kirche und Wirtschaft der Katholischen Kirche Zug hat am vergangenen Samstag zusammen mit weiteren Veranstaltern verschiedenste Aspekte rund um Leben, Tod und die Organspende mit Fachleuten vertieft behandelt und diskutiert.

Das zur Abstimmung stehende Transplantationsgesetz gibt der Thematik der Organspende Brisanz. Da sich bei Organspenden ethische Fragen stellen, widmen sich diesen das Forum Kirche und Wirtschaft zusammen mit der Katholischen Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung der Schweiz KAB und dem Institut für Sozialethik ethik22.

Herz gegen Niere – so einfach geht das in der Spitalwirklichkeit bei Organspenden natürlich nicht. Herz gegen Niere ist aber mehr als ein Gedankenspiel. Frank Mathwig, Professor für Ethik an der Universität Bern und Mitglied der Nationalen Ethikkommission, ruft zum Perspektivenwechsel auf: «Was wäre, wenn ich morgen ein Herz oder eine Niere brauchen würde?» Auch Franz Immer, Direktor der Stiftung Swisstransplant, hat auf diesen Punkt hingewiesen: «Wir alle können auf der Warteliste für ein Organ landen.»

Die Zahlen zur Organspende in der Schweiz sind klar: Auf der Warteliste für ein Organ standen im Jahre 2020 insgesamt 1’457 Personen, Transplantationen wurden 519 vorgenommen. Auf eine Million Verstorbene kommen 20 Personen, die ein Organ zur Verfügung stellen. Diese tiefe Zahl steht in einem krassen Missverhältnis zur Höhe der Bereitschaft für eine Organspende gemäss Umfragen.

Wer entscheidet über meine Organe?

Es sind verschiedenste Blickwinkel auf das Thema möglich. Zuerst einmal geht es um die Frage des Todes: Wann ist ein Mensch tot, und damit verbunden die Frage, wann dürfen Organe entnommen werden? Die Antwort fällt nicht einfach aus: Die menschliche Hülle des Körpers zerfällt mit dem Tod, verschwindet damit aber auch die Seele? Hans Niggeli, Theologe und Klinikseelsorger im Kanton Aargau, formuliert es so: «In den Organen ist das bisherige Leben mit all seinen Erfahrungen gespeichert.» Lebe ich also bei einer Organspende in einer anderen Person weiter?

Für Frank Mathwig bedeutet daher über den Tod nachdenken, immer auch übers Leben nachdenken. Als Theologe und Ethiker ist ihm der Schutz der Persönlichkeit, also das Grundrecht auf körperliche Integrität ganz wichtig. Er braucht dazu das Bild der Haut, die Grenze zwischen der einzelnen Person und der Aussenwelt. Der Staat habe keinen willkürlichen Zugriff auf den Menschen, von aussen auf das Innere des Menschen. Auf der anderen Seite hat der Mensch die Möglichkeit, sich nach aussen zu öffnen. Solidarität von Mensch zu Mensch sei immer freiwillig und könne nicht vom Gesetzgeber erzwungen werden.

Kein Recht auf ein fremdes Organ

Auch wenn gemäss Statistik von 1’457 Personen auf der Warteliste 72 während dieser Zeit des Wartens verstorben sind, darf es laut Corine Mouton Dorey, Professorin für Biomedizin an der Universität Zürich, keinen staatlichen Zwang geben: «Es gibt keinen Rechtsanspruch, ein Organ zu erhalten.» Frank Mathwig plädiert daher für mehr Information zu Organspenden: «Wir alle sollen ein Bewusstsein für die Not von Menschen entwickeln, die auf ein Organ angewiesen sind. Dazu gehöre insbesondere, dass die moderne Medizin, insbesondere die Transplantationsmedizin, in der Bevölkerung noch stärker Vertrauen schaffe. Der Direktor von Swisstransplant, Franz Immer, widerspricht nicht, er verweist aber auf die klaren Regelungen in der Schweizer Ärzteschaft sowie die sorgsame Praxis in den Intensivstationen und die Gespräche mit Angehörigen. «Die Ärztinnen und Ärzte in den Intensivstationen wissen, dass es bei ihnen immer um Tod und Leben geht.»

 

Franz Lustenberger, Mitglied der Begleitkommission Forum Kirche und Wirtschaft

 

Das Institut für Sozialethik geht im neusten Magazin auf verschiedenste Aspekte des Thema Organspende ein. Das Magazin kann unter dem folgenden Link bestellt werden:
https://www.ethik22.ch/single-post/organspende-das-neuste-magazin

 

 

Das Präsidium der Vereinigung der Katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zug hat Thomas Hausheer zum neuen Leiter des «Forum Kirche und Wirtschaft» gewählt. Er folgt per 1. Juni 2021 auf Christoph Balmer, der seit knapp 12 Jahren der Fachstelle vorsteht.

Thomas Hausheer (1963) ist als ausgewiesener Geschäftsmann im Tourismusbereich mit der Zuger Wirtschaft stark vernetzt. Der gebürtige Zuger freut sich auf die neue Aufgabe: «Es geht hier wie im Tourismus hauptsächlich um Begegnung und Vermittlung».
Sein Studium der Betriebswissenschaft absolvierte Thomas Hausheer an der Universität Bern. Anschliessend war er in der Tourismusforschung tätig. 1990 stieg er in das familieneigene Reiseunternehmen ein, welches er über drei Jahrzehnte in verschiedenen Führungspositionen massgeblich prägte. Im Zuge der Nachfolgeregelung wurde die Firmengruppe an die Knecht-Holding veräussert. Dort wird Thomas Hausheer weiterhin ein Beratungsmandat innehaben.
Als Verwaltungsrat der Sportmittelschule Engelberg ist er auch in der Sportförderung engagiert. Überdies ist Thomas Hausheer seit 15 Jahren Kirchenrat der Reformierten Kirche des Kantons Zug und für die Beratung Triangel zuständig. Er wohnt in Unterägeri, ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern.

Christoph Balmer, der die Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft im August 2009 aufgebaut und in der Folge erfolgreich geleitet hat, wird seinen Nachfolger noch während einer Übergangszeit begleiten, bevor er dann mit 68 Jahren die Pensionierung antreten wird.

 

Medienmitteilung der Katholischen Kirche Zug vom 2. Februar 2021

Hier drei Stimmen zur Jubiläums-Veranstaltung des Forum Kirche und Wirtschaft vom 1. Juli. Befragt wurden Joachim Eder, Ex-Ständerat, Renate Falk, Kirchenrätin und Bernd Nilles, Geschäftsleiter Fastenopfer.

Welche Aussage zum Thema hat Ihnen an diesem Abend am besten gefallen?

Joachim Eder: Dass Anne Schwöbel die Bedeutung der sozialen Verantwortung der Unternehmen betonte, schien mir sehr wichtig. Ihre Aussage, dass die Mitarbeitenden im Zentrum stehen müssen, ist zwar eine Selbstverständlichkeit, geht heute im grassierenden Wachstumswahn aber leider sehr oft unter.

Renate Falk: Mich haben zwei Aussagen bewegt: Die von Mathias Binswanger «Kirche hätte viel zur Wirtschaft zu sagen» und die von Thomas Wallimann-Sasaki «Wir Menschen müssen den Reichtum gestalten. Wenn wir ihn seinem freien Lauf überlassen, wird die Einkommensschere immer grösser».

Bernd Nilles: Die ExpertInnen haben deutlich gemacht, dass Geld allein kein gutes Leben sichert, der Markt nicht alles regeln kann. Zugleich wurde betont, im Sinne der katholischen Soziallehre Privatbesitz nie ganz privat ist. Wer etwas besitzt, hat Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und diese hat Anteile am Besitz. Dies kann nicht nur auf freiwilliger Basis geschehen, sondern es braucht verbindliche Regeln. Steuern sind ein Beispiel für solche Regeln. Gesetze und Unternehmensverantwortung ein anderes.

Der Event war einer der ersten grösseren Anlässe nach dem Corona-Shotdwn und Schutzmassenahmen waren nötig. Wie haben Sie die Stimmung empfunden?

Joachim Eder: Die Stimmung war sehr positiv, die Jubiläumsveranstaltung ausgesprochen würdig. Ich stellte im Publikum keine Art von Unsicherheit fest, im Gegenteil: der Wunsch, sich wieder mal austauschen zu können und miteinander den Dialog zu pflegen, war spürbar.

Renate Falk: Die Stimmung war anregend und von einer konzentrierten Aufmerksamkeit geprägt. Das Referat und die anschliessende Diskussion haben durch verschiedene humorvolle Aussagen der Mitwirkenden dem ernsten Thema eine gewisse Würze gegeben. Beim anschliessenden Apéro war die Corona bedingte Zurückhaltung spürbar.

Bernd Nilles: Die Räumlichkeiten waren ideal und die Stimmung gut. Wer die 1,5 Meter Sicherheitsabstand unterschritt, hat dies eigenverantwortlich getan, das kann man als Veranstalter nicht beeinflussen.

Was wünschen Sie sich vom Forum Kirche und Wirtschaft für die Zukunft?

Joachim Eder: Das Forum hat sich gut etabliert. Es soll weiterhin wirtschaftliche und sozialethische Fragen thematisieren, christliche Anliegen zur Sprache bringen und damit zum wichtigen Austausch zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche beitragen. Das ist heute nötiger denn je.

Renate Falk: Weiter dran bleiben an Themen, die unsere Gesellschaft prägen und bewegen, und auch die Kirche bewegen und prägen sollen.

Bernd Nilles: Nutzen Sie das Vernetzungs- und Dialogpotential weiter. Scheuen Sie schwierige Themen nicht. Denn es hat schon ein wenig verwundert, dass am Tag der bundesrätlichen Verkündung des Abstimmungstermins über die Konzernverantwortungsinitiative, dieses Stichwort nicht einmal fiel.

 

Interview: Bernadette Thalmann

Siehe auch Artikel «Wer hat, dem wird gegeben − in der Bibel und an der Börse»

 

Vor 10 Jahren begann Christoph Balmer, das «Forum Kirche und Wirtschaft» als Fachstelle der Katholischen Kirche Zug aufzubauen. Im Interview blickt er zurück.

Christoph Balmer, vor 10 Jahren begann der Aufbau der Fachstelle. Mit welchem Ziel?

Es ging darum, über den Dialog zwischen Menschen in der Kirche und Menschen in der Wirtschaft einen gegenseitigen Mehrwert zu schaffen; gegenüber der Wirtschaft durch die Vermittlung von ethischen Ansätzen und christlichen Werten, gegenüber der Kirche durch das Näherbringen von wirtschaftlichen Gesetzmässigkeiten. Um dies zu erreichen, suchte ich nach geeigneten Formaten. Mit dem halbjährlichen Vortragsforum in Kappel am Albis spreche ich primär Menschen aus der Wirtschaft, Bildung und Politik an. Begegnungen mit lokalen Unternehmen innerhalb einzelner Kirchgemeinden richten sich an deren Mitarbeitende und Behördenmitglieder. Und in einer regelmässigen Gesprächsgruppe findet ein vertraulicher Austausch über Arbeit und Verantwortung, Glaube und Ethik unter Führungskräften statt.

Wie hat sich die Kappeler Veranstaltung inzwischen entwickelt?

Mit dem Vortragsforum «Wirtschaft und Werte» ist es gelungen ist, die Auseinandersetzung mit wirtschaftsethischen und gesellschaftspolitischen Themen in der Region Zug zu verankern. Das zeigt sich nicht nur in den beständigen Besucherzahlen und den engagierten Diskussionen, sondern auch im Zuspruch der hochkarätigen Referierenden und Podiumsteilnehmenden. An den bisher 21 Veranstaltungen sind 69 Referentinnen und Referenten aufgetreten. Es haben 3’041 Besucherinnen und Besucher teilgenommen, davon waren 76% aus der Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Bildung, 24% aus dem kirchlichen Umfeld. Der Anteil an Stammgästen beträgt 40%, 22% davon aus dem kirchlichen Umfeld. Erfreulicherweise stossen bei jeder Veranstaltung, dank neuen Themen, neue Teilnehmende dazu.

Wie gelingt es, immer wieder hochkarätige Referenten zu gewinnen?

Ich verfolge das Tagesgeschehen, die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen, intensiv und stosse dabei auf aktuelle Themen. Dafür suche ich die besten Fachleute für ein Grundlagereferat und weitere Experten für Co-Referate und/oder die Podiumsteilnahme. Dabei ist es mir wichtig, dass sie ganz unterschiedliche Haltungen vertreten. Die nach wie vor ungewohnte Verbindung von «Kirche» und «Wirtschaft» ist für die Angesprochenen attraktiv, so dass ich in der Regel spontan eine Zusage bekomme. Die Liste der bisherigen Referierenden ist ausserdem Motivation genug, an einem Forum teilzunehmen.

Die Wirtschaft strebt nach Profitmaximierung, die Kirche nach Menschlichkeit. Ist das überhaupt zu vereinen?

Gemäss der katholischen Soziallehre hat die Wirtschaft dem Menschen und seinem umfassenden Wohle zu dienen. Zielt das Wirtschaften einzig auf Profit, steht das im krassen Widerspruch zu jener Lehre. Es hat sich längst herausgestellt, dass die Maximierung des Shareholder Value keine bessere Welt und zufriedenere Menschen hervorbringt. Zudem favorisieren Investoren auch immer häufiger nachhaltige Unternehmen. So kann festgestellt werden, dass eine lediglich freiwillige Zusage von Verantwortung, beispielsweise im Rahmen von sogenannter «Corporate Social Responsability» kritisch hinterfragt wird und Unternehmensverantwortung etwa für Menschenrechte und Umwelt nun gesetzlich eingefordert werden.

Gab es ein besonders schönes Erlebnis in den vergangen zehn Jahren?

Ich hatte Abt Martin Werlen, Banker Oswald Grübel und Reputationsmanager Bernhard Bauhofer im Oktober 2013 zur Thematik eingeladen, wem man heute noch vertrauen könne. Das Panel führte zu einem derart grossen Ansturm, dass ich 3 Tage vorher einen Anmeldungstopp auslösen musste. Als ich am Schluss zwei jungen Berufsleuten, die auf der Warteliste standen, die Teilnahme ermöglichen konnte, waren sie dankbar und kamen später öfters wieder.

Vom Buchhändler zum Stellenleiter des Forum Kirche und Wirtschaft: Wie kam es dazu?

Nach drei Jahrzehnten strategischer und operativer Führung der familieneigenen Buchhandlungen und Verlagsauslieferung habe ich mich 2008 aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Das gab mir die Gelegenheit zu einer Neuorientierung. Als Generalist und in Zug verwurzelter und vernetzter Unternehmer evaluierte ich verschiedene Möglichkeiten in verschiedenen Branchen. Meinen Entscheid für den Aufbau der neu geschaffenen Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft habe ich nie bereut.

Wie sieht die Zukunft des «Forum Kirche und Wirtschaft» aus?

In den letzten 10 Jahren war einer meiner meist benutzten Ausdrücke «Berührungsängste abbauen». Schon daraus ist erkennbar, dass das ursprüngliche Ziel, mit dem Forum Kirche und Wirtschaft den Dialog zu fördern, richtig war und immer noch aktuell ist. Aber natürlich sollen auch neue Formate entwickelt werden, um die Einzigartigkeit dieser Fachstelle – es gibt keine vergleichbare in der Schweiz – aufrecht zu erhalten.

 

Interview Bernadette Thalmann

 

Am 1. Juli findet im Casino Zug die Jubiläumsveranstaltung 10 Jahre Forum Kirche und Wirtschaft statt. Sie sind herzlich eingeladen.

 

 

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