Am Freitag, 24. Februar, ein Jahr nach Ausbruch des Ukrainekriegs, veranstalteten die Schweizer Kirchen landesweit ein ökumenisches Friedensgebet und ein Glockengeläut mit Schweigeminute. Auch die katholische und reformierte Kirche im Kanton Zug beteiligten sich.
In einer abgestimmten Liturgie wurde der vielen Opfer des Krieges gedacht und gemeinsam für den Frieden gebetet. Drei Minuten vor 9 Uhr liessen die Kirchen ihre Trauerglocken läuten, gefolgt von einer Schweigeminute um 9 Uhr. Damit setzten sie ein Zeichen der Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen.
In Zug fand um 18 Uhr ein zentraler ökumenischer Anlass in der Reformierten Kirche Zug statt. Gestaltet wurde dieser gemeinsam von katholischen und reformierten Seelsorgern sowie einem ukrainischen Vokalensemble. Im Anschluss konnten sich die Teilnehmenden zusammen mit Ukrainerinnen und Ukrainern auf dem Postplatz treffen.
«12 Monate Krieg mitten in Europa dürfen uns nicht egal sein. Wir Kirchen in Zug möchten den Flüchtlingsfamilien im Kanton zeigen, dass wir weiterhin an ihrer Seite stehen» erklärten die beiden Organisatoren des Anlasses, Hans-Jörg Riwar (reformierter Pfarrer) und Bernhard Gehrig (katholischer Pfarreiseelsorger) übereinstimmend.
Neben dem zentralen Anlass im Pastoralraum Zug fanden auch zahlreiche Gebetsfeiern in den einzelnen Kirchen im Kanton statt.
Simona Starzynski
Aktivitäten in den übrigen Pastoralräumen
Der Pastoralraum Zug Berg lud die Pfarreiangehörigen am 24. Februar um 17 Uhr in die Klosterkirche Gubel ein, wo von Pater Miro eine Eucharistiefeier mit Friedensgebet gefeiert wurde. Im Pastoralraum Zugersee Südwest wurde in der Pfarrkirche Rotkreuz seit Ausbruch des Krieges jeden zweiten Donnerstag um 18 Uhr ein Friedensgebet durchgeführt. Am Donnerstag, 23. Februar wurde dieses ökumenisch gefeiert. In Steinhausen fand am 24. Februar um 18 Uhr auf dem Kirchplatz ein ökumenisches Gebet für weltweiten Frieden statt, zu welchem auch Menschen aus der Ukraine und aus Russland eingeladen worden waren. /mb
Zur «Woche der Religionen» war der tamilische Kulturverein Zug zu Gast in der CityKircheZug. Zwei Priester gewährten einen Einblick in begeisternde lebendige Glaubenstraditionen des Hinduismus. Gefeiert wurde eine Puja (Gottesdienst) mit Gebet, Musik, Gesang, Tempeltanz und erlesenen Speisen.
Wie in christlichen Gottesdiensten spielen Glocken, Lichter und Gebete eine wichtige Rolle, um sich mit Gott zu verbinden. Die beiden Priester Baskaran Kurukkal und Somas Kurukkal erklärten verschiedene Rituale auf eindrückliche Weise und gaben Antworten auf die Fragen aus dem Publikum.
Das Programm «Woche der Religionen» findet seit vielen Jahren schweizweit anfangs November statt. Rund 10 Religionen beteiligen sich an über 100 Anlässen. Begegnungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen sind eine Bereicherung für beide Seiten. Man lernt nicht nur Neues kennen, sondern fördert damit auch die gegenseitige Toleranz und damit ein friedliches Zusammenleben in der Schweiz. Dazu tragen verschiedene Religionsgemeinschaften wesentlich bei.
Gaby Wiss, CityKircheZug
Per Oktober tritt Karin Schmitz-Güttinger ihre neue Stelle als katholische Co-Leiterin bei der ökumenischen Behindertenseelsorge seelsam in Zug an. Derzeit leitet sie ökumenische Fachstelle Heilpädagogischer Religionsunterricht im Kanton Solothurn.
Karin Schmitz-Güttinger (56) wohnt in Dagmersellen, ist verheiratet und hat drei Söhne. Nach der kaufmännischen Lehre bildete sie sich berufsbegleitend zur nebenamtlichen Katechetin aus. Später absolvierte sie die Zusatzausbildungen «HRU (Heilpädagogischer Religionsunterricht)» und «Erwachsenenbildner SVEB 1». Praktische Erfahrungen als Katechetin und Heilpädagogin sammelte sie an verschiedenen Stellen, zuletzt als Leiterin der ökumenischen Fachstelle Heilpädagogischer Religionsunterricht im Kanton Solothurn.
Karin Schmitz-Güttinger tritt die Nachfolge von Andrea Koster Stadler an, die während der vergangenen zwei Jahre als katholische Co-Leiterin bei seelsam wirkte.
Bernadette Thalmann
Elf Begleitpersonen haben in diesem Sommer 22 Menschen mit Einschränkung während des seelsam-Ferienlagers begleitet. Bei besten Wetterbedingungen wurden die Tage im Hotel «Allegro» in Einsiedeln zu einem unvergesslichen Erlebnis.
seelsam ist eine Seelsorgestelle für Menschen mit Behinderung. Getragen wird sie von der katholischen und der reformierten Kirche in Kanton Zug. Zu ihrem vielfältigen Angebot zählen auch begleitete Ferienlager. Das Programm in diesem Sommer war besonders abwechslungsreich: Man genoss die Schifffahrt auf dem Zürichsee, den Zoo in Rapperswil, spielte Minigolf, besuchte einen Gottesdienst in Einsiedeln, flanierte im Klosterdorf, besuchte die Pferdestallungen und shoppte im Seedammcenter. Auch Basteln und Spielen waren angesagt, ebenso wie Gesang und Spass am abendlichen Lagerfeuer.
«Für mich war diese Ferienzeit ein bereichernder Höhepunkt. All die fröhlichen und aufgestellten Menschen, ihre Dankbarkeit und ihre Wertschätzung haben mich begeistert», sagt Ruedi Vogt, freiwilliger Helfer im Leitungsteam rückblickend. Er dankt allen, die zum Gelingen dieser herrlichen Ferienwoche beigetragen haben. Mitg./bth
Beat Schlatter predigte am 12. Juni auf Einladung der CityKircheZug im Sonntagsgottesdienst der Reformierten Kirche. Er tat dies in launiger, tiefsinniger und bibelbasierter Art. Damit vermochte er die Zuhörenden zu begeistern.
Schlatter verglich die Bibel mit einem Drehbuch. Solange sie verstaubt im Regal steht, bleibt sie totes Material. Auch ein Drehbuch wird erst erfolgreich, wenn Schauspieler oder Schauspielerinnen die gedruckten Worte mit Leben füllen. Genauso werden die in der Bibel enthaltenen Weisheiten erst durch die Menschen lebendig. Und was das Drehbuch auch mit der Bibel verbindet: Bei beiden geht es um Mord, Betrug, Gewalt, aber auch um Trost und Liebe. Was der Hammer für den Handwerker, das ist die Bibel für die Menschen: ein intelligentes, menschenfreundliches Hilfsmittel.
Kritisch fragt Schlatter: Wo ist Gott bei einem Zerwürfnis im nächsten Umfeld, wo ist er in der Ukraine? Diese Fragen sind auch theologisch nicht ganz einfach zu begründen, aber Schlatter hat einen Weg gefunden. Um die Ebenbildlichkeit von Gott zu erreichen, muss der Mensch lernen, Gier, Geiz, Rachsucht und Dummheit zu überwinden, reifer und weiser zu werden. Das gehört zum Menschwerden. Leben ist Veränderung, und im Tod geschieht die grösste Veränderung.
Schliesslich gesteht Schlatter: Ich kann Gott nur erahnen. «Wenn Gott gewollt hätte, dass wir ihn definieren können, dann hätte er das so eingerichtet. Aber wenn Sie den Buschauffeur, die Kassierin oder den Pöstler wie Gott behandeln, machen Sie nichts falsch und es geschehen grosse und kleine Wunder».
Gaby Wiss für die CityKircheZug
Zum Thema «Freiheit im Strafvollzug» gab Dr. Frank Stüfen am 24. Mai in der CityKircheZug interessante Einblicke. Zum einen praktische aus dem Alltag als Gefängnisseelsorger, zum andern auch wissenschaftliche aus seiner Dissertation.
Frank Stüfens Erfahrungen sind nicht nur praktische Beispiele aus der Strafanstalt Pöschwies im Kanton Zürich, sondern auch wissenschaftlich erforscht. In seiner Dissertation «Freiheit im Strafvollzug» diskutiert er Forschungsergebnisse aus 40 Jahren Gefängnisseelsorge. Er vertritt die Ansicht, dass das theologische Konzept von Schuld, Strafe und Vergebung nicht mehr zeitgemäss ist. Das sieht man unter anderem daran, dass Täter, die ihre Strafe verbüsst haben, nicht mit offenen Armen von der Gesellschaft empfangen werden. «Sühne beginnt meistens erst nach der Haftentlassung», sagt Frank Stüfen.
Aus christlicher Sicht ist es schwierig, Strafe zu legitimieren. Jesus lebt Gewaltfreiheit vor. Und aus der Ebenbildlichkeit Gottes lässt sich ableiten, dass Menschen die Freiheit haben, das zu tun, was Gott will und eine Umkehr jederzeit möglich ist. Frank Stüfen hat Täter immer wieder gefragt, ob ihnen vor der Tat bewusst war, dass sie einen Fehler begehen. Und fast alle bejahten. Karl Barth sagt dazu: «Was Gott will, weisst du immer ganz genau». Wie wichtig Väter in der Gewaltprävention sind, zeigt der Umstand, dass praktisch alle Täter keine oder eine schlechte Beziehung zum Vater leben, hingegen ein gutes Verhältnis zur Mutter pflegen.
Aus Opfersicht ist es meistens wichtig, dass Täter hart bestraft werden. Dem widerspricht der französische Philosoph Paul Ricoeur, der sagt, dass kein Übel damit ausgelöscht werden kann, wenn einem anderen Übel zugefügt wird. Frank Stüfen befürwortet eine explizite Opfer-Seelsorge. Er aber ist Gefängnisseelsorger, der den Menschen im Gefängnis auf Augenhöhe begegnet, Brüche in der Biografie thematisiert und die Versöhnung ins Zentrum stellt. Wichtig ist ihm auch das Engagement für Täterfamilien, die meistens mit-stigmatisiert sind. Zusammenfassend lässt sich mit Karl Barth sagen: «Die gerechteste Strafe ist die, welche die umfassendste Fürsorge für den Täter und die Gesellschaft bringt».
Gaby Wiss, CityKircheZug
Rund 300 Zügelkisten voll von Hilfsgütern gespendet von 600-700 Zugerinnen und Zugern wurden am 7. März von vier Liefertransportwagen beim Haus der Katholischen Kirche in Baar abgeholt, um sich auf den Weg zur polnisch-ukrainischen Grenze zu machen.
Vom Mittag des vergangenen Donnerstags bis zum Montagabend, 7. März, stapelten sich im und vor dem gelben Haus beim Zuger Kantonsspital riesige Mengen von Hilfsgütern. Gesammelt wurden sie von der katholischen und der reformierten Kirche im Kanton Zug. Conny Weyermann, stellvertretende Leiterin der Fachstelle Bildung-Katechese-Medien, leitete die Aktion. Im Namen der beiden Kirchen spricht sie allen Spenderinnen und Spendern sowie den freiwillig Helfenden ihren grossen Dank aus. Nebst Gütern des täglichen Gebrauchs wie Nahrungsmittel und Hygieneprodukte wurden auch Zügelkisten und Geld gespendet. Mit den Geldspenden konnten medizinische Produkte im Wert von über 800 Franken die Hilfslieferung ergänzen.
Conny Weyermann ist «überwältigt von der Solidarität der Zugerinnen und Zuger». Ganz besonders freut sie sich auch darüber, dass sich die beiden Kirchen mit dieser Aktion tatkräftig und ganz im Sinne von «ora et labora» (bete und arbeite) engagierten. Im Kontakt mit der spendenden Bevölkerung sei es auch immer wieder zu berührenden Momenten mit Menschen ukrainischer Herkunft gekommen, erklärt sie.
Die Aktion kam auf Initiative der in der Schweiz lebenden 23-jährigen Russin Victoria Bucher zustande. Sie scheute keinen Aufwand, um die notleidenden Menschen in der Ukraine, zu denen auch ein Teil ihrer Familie gehört, zu unterstützen.
Mehrere Tonnen gesammelte Hilfsgüter wurden schliesslich von vier Liefertransportwagen abgeholt. Nun sind nun auf dem langen Weg zur polnisch-ukrainischen Grenze unterwegs. Dort sollen sie die zahlreichen Flüchtlinge, darunter auch viele Kinder und Babys, unterstützen.
Medienmitteilung der katholischen und der reformierten Kirche Zug vom 8. März 2022
Yves Bossart, Philosoph und SRF-Moderator, sprach in der CityKircheZug zum Thema Gelassenheit. Sie sei eine ethische Tugend, vertrat er, warnte aber vor der Gefahr, sie mit Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit zu verwechseln.
Gleich zu Beginn des Anlasses vom 2. Februar in der CityKircheZug machte es Yves Bossart deutlich: Auch er ist immer wieder auf der Suche nach Gelassenheit. Und dies, obwohl er theoretisch genau weiss, wie man stoisch durchs Leben gehen kann. Aber der Alltag mit zwei kleinen Kindern holt auch ihn immer mal wieder aus der Komfortzone.
«Sei ein Freund deiner selbst» hat Seneca schon vor mehr als 2000 Jahren gesagt. Die Philosophen des Altertums suchten Antworten auf die Frage, wie gutes Leben gelingen kann. Gelassenheit, Gemüts- und Seelenruhe galten als erstrebenswert, in einer Welt, die bereits damals als hektisch empfunden worden war.
Und heute? Hektik, Zeitdruck, Beschleunigung, Informationsflut, Klimakrise und Corona: Die Welt scheint sich immer schneller zu drehen. Viele technische Errungenschaften (Eisenbahn, Waschmaschine, E-Mail) wurden erfunden, um die Arbeiten schneller zu erledigen und damit Zeit zu gewinnen. Und das Paradox: Wir reisen weitere Distanzen, waschen und schreiben mehr, haben aber dennoch weniger Zeit als zuvor.
Auch in der Mystik finden sich viele Anregungen: Hier wird Gelassenheit als «vertrauensvolles sich Ergeben in den Willen Gottes» verstanden.
Yves Bossart nennt auch Gefahren der Gelassenheit wie z.B. Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit. Bei Fragen wie Diskriminierung oder Klimaschutz dürfen wir nicht einfach die Augen schliessen, denn die Gelassenheit ist eine ethische Tugend.
Alessandro d’Episcopo, virtuoser Jazzmusiker am Klavier, setzte die Denkanstösse von Yves Bossart gekonnt musikalisch um und liess für einen Moment Alltag, Stress und Sorgen vergessen. Das ausserordentlich zahlreich erschienene Publikum dankte mit grossem Applaus für den gelungenen Abend.
Für die CityKircheZug: Gaby Wiss
Pfarrerin Rita Famos, Bischof Felix Gmür und Bischof Harald Rein, die drei «Gesichter» der Schweizer Landeskirchen, sprechen dieses Jahr einen gemeinsamen Weihnachtsgruss aus der Crypta der Peter und Paulkirche in Bern.
Vereint um den Adventskranz machen sie klar, dass es in der heutigen Welt dringendere Probleme gibt, als die Uneinigkeit der Kirchen. Gemeinsam gehen sie auf die Frage ein, wie in einer Welt, die durch das Coronavirus als brüchig erlebt wird, der biblischen Botschaft eine Bedeutung zukommen kann. Fündig werden sie in einem Kapitel des Buches Jesaja, das einen richtigen Trümmerhaufen beschreibt. Wie soll es weitergehen? Die Schweizer Kirchen geben darauf eine zutiefst religiöse und zugleich handfeste Antwort.
Link zu ökumenischem Weihnachtsgruss