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Pierre Stutz ist einer der bekanntesten spirituellen Lehrer der Schweiz. Zu seinem 70. Geburtstag hat er eine Autobiografie geschrieben, die erzählt, wie er zu sich selbst fand. Am 21. Februar kommt er in die CityKirche Zug.

Pierre Stutz, geboren 1953, ist einer der meist[1]gelesenen spirituellen Autoren im deutsch[1]sprachigen Raum. Seine über 40 Bücher wurden in sechs Sprachen übersetzt und erreichen eine Auflage von über einer Million. Zu seinem 70. Geburtstag veröffentlichte er eine Autobiografie «Wie ich der wurde, den ich mag». Das Buch beschreibt seinen Lebens- und Leidensweg. Denn Stutz war Priester und homosexuell. Jahrzehntelang hütete er dieses Geheimnis, bis es ihn langsam von innen auffrass. Heute sei er mit seinem Weg versöhnt, gerade weil dieser ihn über viele Umwege und Rückschläge geführt habe, sagt er. «Ich habe die heilsame Erfahrung gemacht, dass Brüche im Leben Durchbrüche zu mehr Lebendigkeit werden können.»

Katholische Bilderbuchkarriere

Aber von Anfang an: Pierre Stutz wächst im Freiamt in einem katholischen Umfeld auf. Mit 20 Jahren tritt er in einen katholischen Orden ein, arbeitet als Jugendseelsorger und Hochschuldozent. In der Gemeinde ist er beliebt, er steht vor einer klerikalen Bilderbuchkarriere. Doch es gibt auch den anderen Stutz: Als er in der Pubertät entdeckt, dass er schwul ist, beginnt ein grausamer Kampf. «49 Jahre lang habe ich einen Krieg gegen mich selbst geführt, habe versucht, jede Regung zu kontrollieren, habe gehofft, dass es niemand merkt», erzählt er. «Ich habe einen starken Willen, und der kämpfte dagegen an, es war so anstrengend.» Pierre Stutz verfällt in Depressionen. Sein Umfeld fragt sich, was mit ihm los sei, er habe doch alles. Der Kampf um die zölibatäre Lebensform machte ihn krank. «Die sexuelle Identität ist so etwas Grundlegendes, dagegen anzukämpfen, ist hoffnungslos», sagt Pierre Stutz. «Zum Glück», fügt er hinzu. 2002 outete sich Pierre Stutz. Warum so spät? Während die sexuelle Revolution in den letzten 40 Jahren ihren Durchbruch erlebt habe, sei die Homosexualität in Stutz’ Milieu noch jahrzehntelang tabuisiert worden, erzählt er. «Ich wollte nicht abgelehnt werden», sagt er. «Ich hatte Angst, dass mein ganzes Leben auf das Schwulsein reduziert wird.»

Wie für Hunderttausende andere Priester war der Beruf für ihn so erfüllend, sodass er das Zölibat in Kauf nahm. Als Pierre Stutz 2002 dem Basler Bischof Kurt Koch erklärte, er könne nicht mehr, er werde sein Amt niederlegen, war er eine Sekunde später arbeitsund heimatlos. «All das, wofür ich 49 Jahre lang Tag und Nacht gearbeitet und alles gegeben habe, zählte nicht mehr.» Pierre Stutz hat vor seinem Coming-out zehn Jahre in der Abbaye de Fontaine-André oberhalb des Neuenburgersees gelebt in einem «offenen Kloster», in einer Gemeinschaft mit Frères, Singles, Familien. Er schreibt Bücher, hält Vorträge und Kurse über eine Spiritualität, die Meditation und Engagement nicht trennt. So wie er sie einst bei der Theologin Dorothee Sölle entdeckt hat. Privat findet der ehemalige Priester nach seiner Befreiung sein Glück: Seit 2003 lebt er mit seinem Partner zusammen, den er 2018 geheiratet hatte, heute in Deutschland.

In der Kirche bleiben

Der katholischen Kirche ist er treu geblieben. Oft werde er gefragt, warum er in diesem System bleibe. Austreten sei ein wichtiger «Wie ich der wurde, den ich mag» Pierre Stutz spricht in Zug über die Erfahrung, dass Brüche im Leben Durchbrüche zu mehr Lebendigkeit werden können

Pierre Stutz: «All das, wofür ich 49 Jahre lang Tag und Nacht gearbeitet und alles gegeben habe, zählte nicht mehr.»

Kämpfen sei ein wichtiger Akt, meint Stutz. Deshalb sei er bis heute nicht aus der katholischen Kirche ausgetreten. «Ich bin nicht bereit, sie den Hardlinern zu überlassen, gerade weil sich viele aus meinem Freundeskreis in der Kirche engagieren.» Er spüre, dass es sich lohne, mit anderen zu kämpfen, auch wenn er die Früchte vielleicht nie ernten werde.

Kürzlich hat der Vatikan ein Dokument veröffentlicht, das die Segnung von Homosexuellen erlaubt. Ein kleines Zeichen der Öffnung? «Ja und nein», meint Pierre Stutz. «Der Zusatz, dass der Segen nur im Vorbeigehen erteilt werden darf, wenn die Leute darum bitten, beweist, dass das Dokument eine Farce ist. Ich habe sofort in mein Tagebuch geschrieben, dass ich nie um einen Besenschranksegen bitten werde.» Das zeige, dass «an höchster Stelle immer noch eine neurotische, homophobe Haltung vorherrscht». Wer solche Dokumente schreibe, bekämpfe seine eigene Homosexualität. «Dass im Jahr 2024 ein solcher Kulturkampf stattfindet, ist skandalös!» Religionen neigten dazu, Sexualität zu unterdrücken und zu verteufeln. Nicht nur das Christentum, auch andere Religionen.

Geborgen und frei

In Stutz’ Autobiografie findet sich der Satz: «Es ist nie zu spät, so zu werden, wie wir von Anfang an gemeint sind, geborgen und frei.» Gilt das nicht auch für die Kirchen? «Unbedingt!», meint Pierre Stutz, dem die Ökumene zeitlebens ein Herzensanliegen war. Angenommen und zugleich frei zu sein, sei existenziell für das Leben. Die katholische Kirche wolle mit all ihren Ritualen Geborgenheit vermitteln, habe aber gleichzeitig Mühe mit der Freiheit der Christinnen und Christen. Und die Reformierten hätten sich die Freiheit auf die Fahnen geschrieben und dafür das Sinnliche und die Geborgenheit aus ihrer Kirche vertrieben. Hier könne der ökumenische Weg beiden Seiten enorm viel bringen. Pierre Stutz kämpft dafür, dass die Geborgenheit nicht auf Kosten der Freiheit gehe und die Freiheit zur Kritik nicht auf Kosten der Geborgenheit und der Innerlichkeit.

Tilman Zuber, Kirchenbote, Pfarreiblatt Zug Nr. 8/9/2024

Gespräch und Buch

Mittwoch, 21. Februar, 20 Uhr. Eine Begegnung mit Pierre Stutz. Andreas Haas, reformierter Pfarrer in Zug, im Gespräch mit Pierre Stutz zu seiner Autobiografie «Wie ich der wurde, den ich mag», in der Kirche St. Johannes, St. Johannes-Strasse 9, Zug. Musik: David Zipperle, Gitarre. Pierre Stutz, «Wie ich der wurde, den ich mag». Verlag bene! Droemer Knaur München, 4. Auflage 2023.

 

Ein Zeitraum von 40 Tagen oder 40 Jahren – im Alten und im Neuen Testament werden Zeitangaben in diesem Umfang immer wieder genannt. Die Suche nach der Besonderheit der Zahl 40 hat verschiedene Begründungen zum Vorschein gebracht.

Vor wenigen Tagen hat an Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit begonnen. Dass diese 40 Tage dauert, ist kein Zufall. Obschon – wer genau zählt, stellt fest, dass 40 Tage von Aschermittwoch an gerechnet bereits an Palmsonntag enden. Wie kommt es dazu? Da Sonntage als «kleine» Auferstehungstage und somit als Feiertage gelten, darf an ihnen nicht gefastet werden. Wenn die Sonntage bei der Zählung ab Aschermittwoch weggelassen werden, endet die 40-tägige Fastenzeit, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch als österliche Busszeit bezeichnet wird, am Karsamstag. Die Rechnung stimmt also doch.

Die Zahl 40 in der Bibel

Bereits in der frühen Kirche fasteten die Christen. Anfänglich am Karfreitag und am Karsamstag, später dehnte sich das Fasten auf die ganze Karwoche aus. Der im Jahr 604 verstorbene Papst Gregor der Grosse führte die 40-tägige Fastenzeit ein. Zur Zahl 40 dürfte ihn die Bibel inspiriert haben. Denn im Alten und im Neuen Testament wird diese Zahl auffallend oft erwähnt. Um einige Beispiele zu nennen: Während der Sintflut regnete es während 40 Tagen und Nächten, nach dem Auszug aus Ägypten harrte das Volk Israel 40 Jahre lang in der Wüste aus, bevor es nach Israel zurückkehren durfte, und Mose befand sich 40 Tage lang auf dem Berg Sinai, bevor er die Zehn Gebote empfing. Jesus fastete vor seinem öffentlichen Auftreten 40 Tage lang in der Wüste und erschien seinen Jüngern nach seiner Auferstehung während 40 Tagen, bevor er in den Himmel aufgenommen wurde. Der Zahl 40 muss also eine grosse Symbolkraft zugrunde liegen. Die Suche nach deren Bedeutung fördert unterschiedliche Erklärungen zutage. Vielen ist gemeinsam, dass sie nicht die Zahl 40, sondern die Zahlen 4 und 10 betrachten. Vier stehe für Gesamtheit und Vollständigkeit, für das Weltumspannende, Irdische und Vergängliche. Dies aufgrund der vier Himmelsrichtungen, der vier Jahreszeiten, der vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft, aufgrund der Lebensphasen Kindheit, Jugend, Erwachsensein und Alter sowie aufgrund der vier Temperamente des Menschen, wie sie der Grieche Hippokrates definiert hatte.

Eine Zahl des in sich Vollendeten

Da die österliche Busszeit aber nicht 4, sondern 40 Tage dauert, geht das Rechnen weiter. 40 ist das Produkt von 4 mal 10. Zur Zahl 10 heisst es, dass sie eine Zahl des in sich Vollendeten sei. Sie setzt sich zusammen aus der Summe von 1 + 2 + 3 + 4, die menschlichen Hände haben zehn Finger und weiter gelte die Zahl 10 als Symbol des Kreises. Biblisch ist die Zahl aufgrund der Zehn Gebote fundiert. Die Zeitspanne von 40 Jahren umfasste zu biblischen Zeiten zirka die Dauer einer ganzen Generation oder einer Regierungszeit. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass mit der Zahl 40 ein Zeitraum beschrieben wurde, der als angemessen erachtet wurde, um Busse zu tun, sich zu besinnen, umzukehren und einen Neubeginn zu wagen.

Auch in unserem Sprachgebrauch

Die Zahl 40 für die Bezeichnung eines besonderen Zeitraums hat sich übrigens bis in die heutige Zeit erhalten. Es sei an die «Quarantäne» erinnert, die während der Coronazeit nach einem positiven Testresultat verhängt wurde. Der Begriff geht auf das lateinische Wort 40 «quadraginta» und das spätere davon abgeleitete italienische «quaranta – quarantena» zurück. Die gleichnamige Isolation wurde im 14. Jahrhundert vermutlich in Marseille und Venedig eingeführt. Damals wurden Ankömmlinge auf Schiffen isoliert, bei denen die Pest oder andere Infektionskrankheiten vermutet wurden. Der 40 Tage währenden Isolation lag keine wissenschaftliche Begründung zugrunde, vielmehr wird der Bezug zur Bibel als Ursache dieser Zeitspanne vermutet.

Blick auf das Wesentliche

Bei der österlichen Busszeit handelt es sich gottlob nicht um eine von oben verordnete «Quarantäne» im Sinne einer Isolation. Eine Zeit des Rückzugs ist die Fastenzeit aber dennoch. Es ist eine Zeit der Vorbereitung auf das Leiden und Sterben Jesu Christi, worauf in der Osternacht die Feier seiner Auferstehung folgt. Durch Verzichten und Fasten wird der Blick frei auf das Wesentliche, das während des Jahres oft durch den hektischen Alltag und eine volle Agenda verborgen bleibt. Dass diese Vorbereitung 40 Tage dauert, ist nun verständlicher geworden

Marianne Bolt im Pfarreiblatt Nr. 8/9/2024

Schwindende Gletscher und Schneemangel hier, Dürreperioden und Hitzewellen dort: Die Klimaerhitzung betrifft alle und macht allen zu schaffen. Obwohl die Menschen im globalen Süden am wenigsten dazu beigetragen haben, leiden sie am stärksten darunter. Jeder Beitrag, der den CO2-Ausstoss verringert, hilft  allen.

Die Schweiz steht als starke Mitverursacherin der Klimakrise in der Verantwortung. Es geht um Solidarität mit Menschen in Armut, aber auch um uns selbst. Und ein Verzicht ist oft auch ein Gewinn an Lebensqualität. Dies zeigt die Ökumenische Kampagne 2024, mit der sich HEKS und Fastenaktion für mehr Klimagerechtigkeit einsetzen.
Alarmstufe dunkelrot: So lautet die Diagnose der Wissenschaft zur globalen Klimaerwärmung. Denn die Auswirkungen der Klimaerwärmung sind stärker, schneller und ungerechter als bisher angenommen. So hält es der sechste Bericht des Weltklimarats fest. Menschen in Armut spüren die Auswirkungen besonders stark. Und schon vor 2030 könnte die Welt ein Jahr mit einer globalen Klimaerwärmung um 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erleben – jene Temperaturerhöhung, die laut Pariser Klimaabkommen nicht überschritten werden sollte.

Taifun Sendong 2011: Die Philippinin Jocelyn Verano in ihrem zerstörten Haus | © Bob Timonera, Fastenaktion

Jedes Zehntelgrad zählt

Modelle des Weltklimarats zeigen eindrücklich, dass jedes zusätzliche Zehntelgrad gravierende Folgen hat: einen höheren Meeresspiegel, mehr extreme Wetterlagen wie Hitze, Dürren oder Hochwasser – mit mehr Todesopfern, mit mehr Hunger und mit mehr Migration. Dazu kommen grössere Verluste an Biodiversität, mehr Erosion und Erdrutsche in Gebirgen sowie zunehmend unsichere und abnehmende Ernteerträge in vielen Weltregionen.
Die Ungerechtigkeit dabei ist, dass Menschen in Armut kaum zur Erwärmung beitragen, die Folgen aber als Erste und besonders heftig zu spüren bekommen. Laut Weltklimarat sind die fünf wichtigsten Hebel zu mehr Klimagerechtigkeit der Ausbau von Solar- und Windenergie, der Schutz von Ökosystemen, die Aufforstung von Wäldern, bessere Energieeffizienz und nachhaltige Ernährung.
Obwohl die Schweiz ein kleines Land ist, hat sie grossen Einfluss. Denn auf Basis des individuellen Konsums zählen unsere Treibhausgasemissionen pro Kopf zu den höchsten weltweit.

Handabdruck vergrössern

Fastenaktion und HEKS motivieren mit den Worten «Jeder Beitrag zählt» und appellieren an unsere Handlungsmöglichkeiten als Individuen und als Gemeinschaft. Als Individuen können wir von der Politik mehr Mut und Ambition fordern. Aber auch wenn wir unseren eigenen ökologischen Fussabdruck verkleinern, bewirkt das etwas. Wir können anderen vorleben, dass ein klimabewusster Lebensstil möglich und erstrebenswert ist. Gleichzeitig können wir unseren gemeinsamen Handabdruck vergrössern. Dieses Konzept motiviert, weil wir nicht allein, sondern zusammen unterwegs sind. Der Fokus liegt dabei auf dem Machbaren. Es geht darum, bestehende Initiativen und Projekte in der Umgebung zu entdecken, mitzumachen und darüber zu erzählen.
Weniger Überkonsum heisst weniger CO2-Emissionen, weniger ist mehr! So können wir die Klimaerwärmung bremsen und gleichzeitig mehr Lebensqualität und eine bessere Gesundheit gewinnen. Zum Beispiel gewinnen wir Zeit und leben in saubererer Luft, wenn wir umstellen auf elektrische Mobilität und dies einhergeht mit leichteren, kleinen Autos, Car-Sharing-Angeboten und kürzeren Wegen. Indem wir solche positiven Visionen leben, inspirieren wir andere. Und motivieren auch Politikerinnen und Politiker, sich für solche Themen einzusetzen.

Finden Sie Klimatipps, motivierende Inspirationen, Stimmen aus dem Süden und vieles mehr auf der neuen Kampagnenwebseite www.sehen-und-handeln.ch. Der Online-Fastenkalender überrascht täglich mit einer neuen Fasteninspiration.

Ökumenische Kampagne/AL

In Oberägeri gehört es zu den lebendigen Traditionen, dass die Oberhäupter der Fasnachtsgesellschaften gemeinsam den Fasnachtsgottesdienst besuchen. In der gereimten Predigt verband Thomas Betschart das Geschehen im Dorf, im Kanton und in der Pfarrei mit dem Sonntagsevangelium.

Besinnliche Narren im vollen Fasnachtsgottesdienst in Oberägeri | © Carmen Rogenmoser

«Die volle Kirche, wo viele Kinder und Erwachsene bunt verkleidet zu sehen waren, zeigt eindrücklich, dass Fasnacht und Kirche wirklich zusammen passen, ja sogar zwingend zusammen gehören. Denn die Fasnachtszeit soll sich von unserem Alltag abheben, damit wir uns am Aschermittwoch bewusst auf die andere Zeit, die Fastenzeit einlassen können», schreibt die Pfarrei Oberägeri in einem Rückblick auf den gelungenen Gottesdienst auf ihrer Homepage.

Reimprediger Thomas Betschart fand Rhythmus und Inhalt | © Carmen Rogenoser

Hier ein Auszug aus der gereimten Predigt zum Sonntagsevangelium (Markus 1,29-39) von Thomas Betschart:

Zerscht will ich e Gedanke zum Evangelium mit üch teile,
denn es isch es spannends Thema, das vom Heilä.
Krankheit, Verletzigä – psychisch und pysisch sind Teil vom mänschlichä Sii,
und genau uf diä Tatsach lad sich Gott, durch Jesus voll und ganz ii.

Anderscht als griechischi oder anderi Götter, wo immer die gröschte sind,
macht sich üsä Gott mägisch ganz chli und wirkt sanft wiä ne finä Wind.
Gott isch sogar Mänsch worde – a Wiehnachte fiirid miär de Momänt,
und durläbt so au, was üs Mänsche weh tuet, was i üsnä Herzä brännt.

Aber er lads nöd bim «debi si» la blibä, er will Heilig für dich und mich,
will das isch sini Idee, das isch sini Vorstellig für’s göttlichi Riich.
Und das isch nöd zVerwächsle mit em Himmel, irgenwänn später, nei,
s Rich Gottes söll da si, uf de Wält und bsunders bi jedem dehei.

Was miär uffallt isch, dass Jesus kei Show us em Heilä macht,
er gad zu de Frau, det wo si grad isch, nimmt dHand, sanft und sacht.
Wämmer Jesus, wämmer Gott als Zauberer würdid bschribä,
den würdid miär ganz klar bim falsche Thema stah bliibä.

Er zauberet nöd, sonder wott für üs es Läbe wo über ragid di guetä Sachä,
es läbe wo au dFasnacht Platz hed, s fiirä und s’zämme Lachä.
Ich glaube eso isch das Evangelium vo hüt zverstah,
miär dörfid i derä Zuversicht, mit derä Zusag vo Gott, dur s’Läbe wiitergah.

Weitere Verse aus der Reimpredigt und Fotos aus dem Gottesdienst finden sich auf der Homepage der Pfarrei Oberägeri.

Im Kirchengebälk knirscht es und auf grossen Druck hin beginnen sich in der Kirchenleitung langsam Verkrustungen zu lösen. Einem zaghaften Schritt vorwärts folgt jedoch oftmals kurz darauf mindestens ein Schritt wieder zurück. So geschehen in der Frage um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Ein Kommentar, wie Segnen zu einer Haltung werden kann.

«Kirche mit Zug» ist seit zwei Jahren unterwegs und fragt sich, welche Kirche die Menschen im Kanton Zug brauchen, wohin Kirche sich bewegen muss, um sie abzuholen. Die Basis entwickelt Visionen und ist unterwegs. Bestenfalls gelingt es, dass Kirchenleitung und Basis mit einer gemeinsamen Vision unterwegs sind. Der «Inspirationsabend  für eine Kirche mit Zug» Mitte Januar war auf jeden Fall ein weiterer hoffnungsvoll und zuversichtlich stimmender Schritt in diese Richtung.

Von flehendem Vertrauen…

Weniger erbaulich ist es zu lesen, womit sich die vatikanische Glaubensbehörde beschäftigt. In der letzten Pfarreiblatt-Nummer fand sich ein Beitrag zum Dokument «Fiducia supplicans» (deutsch: Das flehende Vertrauen) und der Diskussion um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die es ausgelöst hat. Dass die Meinungen weltweit auseinandergehen, war zu erwarten, denn während den Bischöfen in Europa die Frage der Segnung unter den Nägeln brennt, müssen sich ihre afrikanischen Kollegen der Herausforderung der weitverbreiteten Polygamie stellen. Mittlerweilen ist «Fiducia supplicans» anfangs Jahr um eine Erläuterung angereichert worden.

…und fehlenden Vertrauen

«Die Kurie im Vatikan hat über die Festtage gearbeitet. Leider, wie am 4. Januar klar wurde», schrieb der Theologe Odilo Noti in einem Kommentar in einer Walliser Zeitung. Nachdem kurz vor Weihnachten mit Billigung von Papst Franziskus die Tür für eine kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare einen Spalt breit geöffnet wurde, ruderte anfangs Jahr der oberste Glaubenshüter wieder zurück. Allen Ernstes gab er in einer Medienmitteilung zu überlegen, wie lange eine Segnung dauern darf – und kam auf 10 oder 15 Sekunden. Eine Erklärung dafür, weshalb es nicht auch 20, 30 oder mehr Sekunden sein dürfen, blieb er schuldig. Zum Glück, er hätte sonst vermutlich noch grotesker illustriert, was die oberste Kirchenleitung in einer Zeit beschäftigt, da das Image der Institution im Allzeittief und arg ramponiert ist.

Die ausgetretene Kirche

Der Pastoraltheologe Rudolf Vögele hat vor einigen Jahren ein Büchlein mit dem Titel «Die ausgetretene Kirche» geschrieben. Darin geht es ihm nicht nur um ausgetretene Pfade der Kirche, sondern vielmehr um die Wahrnehmung, dass die Kirche aus dem Leben vieler Menschen ausgetreten ist. Er plädiert deshalb für ein anderes Verständnis von «glauben».

Der Segen mit dem Kreuz

Mit dem Aschermittwoch beginnt die Zeit der Busse und der Umkehr. Während 40 Tagen besinnen wir uns auf das, was im Leben wirklich wesentlich ist und schaffen im Verzichten Zeit für unsere Beziehung zu Gott. Befreit von überflüssigem seelischem Ballast schenkt das österliche Fest des Lebens neue Hoffnung. Diese befreiende Botschaft sollen wir nicht nur hören, sondern auch leben und feiern. Als Getaufte haben wir Anteil am königlichen, priesterlichen und prophetischen Amt Christi und damit den Auftrag, anderen zum Segen zu werden. Das lateinische Wort für segnen, «benedicere», bedeutet im eigentlichen Sinn des Wortes «etwas Gutes sagen». Was kann ich dem Menschen mir gegenüber ermutigenderes zusagen als einen Segen? Eben.

In der aktuellen Diskussion ist es wahrlich ein Kreuz mit dem Segen. Machen wir es doch gerade in dieser Fastenzeit umgekehrt: Schenken wir Segen mit dem Kreuz. Aus tiefster Verbundenheit im Herzen. Und ohne Blick auf den Sekundenzeiger.

Arnold Landtwing

Am Sonntag übertrug SRF live den Gottesdienst aus der Kirche St. Oswald Zug. Pfarreiseelsorgerin Gaby Wiss predigte im von Kindern und Erwachsenen sowie von einer Band gestalteten Gottesdienst über Engel.

Zum Thema Engel konnte sich Gaby Wiss an hunderten Bibelstellen orientieren. Sie zeigte mit Blick auf das Schutzengelfest, wie Engel eine Brücke zwischen Himmel und Erde schlagen.

https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:0294725a-5e27-4cc3-8b60-aa0a42ea1fe7

Unmittelbar im Anschluss an den Gottesdienst wollte Norbert Bischofberger in der Sendung „Nachgefragt“ von Gaby Wiss wissen, was Engel sind und wo sie heute in unserem Alltag wirken.

https://www.srf.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:srf:video:61a3a9a6-ae35-41a5-b694-119fe5397436

Bei kühlen Temperaturen und winterlich ausgerüstet machten sich grössere und kleinere Gruppen aus verschiedensten Pfarreien im Kanton Zug mitten in der Nacht oder am frühen Morgen auf den Weg nach Einsiedeln. 

Noch abends zuvor stand die fahrbare Kapelle in Oberägeri an der Delegiertenversammlung der Vereinigung der Kirchgemeinden, wo sie zu einem Moment der Stille inspiriert hatte. In der Nacht des Auffahrtstages stand sie schon ab 3 Uhr morgens als Raststätte an der Pilgerroute und lud jetzt zu warmer Suppe und Tee ein. Die Zuger Polizei sorgte mit Strassensperrungen bis in die Morgenstunden hinein für die Sicherheit der Pilgernden auf dem Weg über den Raten.

Hier ein paar Impressionen vom Tag:

Bei den Frühaufstehern waren ganze Generationenprojekte anzutreffen: Gemeinsam waren Eltern, Kinder und Grosseltern durch die Dunkelheit auf dem Weg, sogar der Familienhund war mit dabei | © Arnold Landtwing

In Oberägeri bekamen die Pilgerinnen und Pilger einen speziellen Segen mit auf den Weg und in den Tag hinein. | © Roland Meier

Ein besonderes Zeichen lebendiger Ökumene setzte der reformierte Pfarrer Manuel Bieler: Auf Einladung hin hat er zusammen mit seinem katholischen Kollegen, dem Baarer Pfarrer Anthony Chukwu, den Weg unter die Füsse genommen und eine katholische Wallfahrt mit vielen Facetten und Traditionen kennengelernt. | © Arnold Landtwing

Gruppen, die nach durchwanderter Nacht früh in Einsiedeln ankamen, feierten eigene Gottesdienste, die anderen trafen sich zum grossen Pilgergottesdienst am Nachmittag in der Klosterkirche, die mit gut 500 Gläubigen gut gefüllt war. | © Arnold Landtwing

 

 

 

In den Himmel hineingenommen

Der Chamer Pfarrer Thomas Rey holte in seiner Predigt die Situation der Pilgerinnen und Pilger ab, die dreckig, verschwitzt und auch müde in der festlichen Barockkirche waren. Diesen «totalen Szenenwechsel» deutete er als beabsichtigt. Die festliche Kirche lasse uns in den Himmel schauen und die vielen Engel und Heiligenfiguren in der Kirche sollen daran erinnern, dass niemand alleine ist. «Durch die Taufe und die Feier der Eucharistie nimmt die Kirche uns alle in den Himmel hinein.»

Politik und Kirche gemeinsam besinnlich unterwegs

Für grosse Augen sorgte bei Zaungästen der farbenfrohe Einzug zur Vesper am späteren Nachmittag: Den Reihen der Mönche schlossen sich neben den Verantwortlichen der Kirchgemeinden auch der Regierungsrat, der Zuger Stadtrat sowie Mitglieder des Bundesparlaments und Vertreter der Justiz der Prozession an, alle angeführt von Weibeln oder Weibelinnen im Ornat. Anschliessend waren alle zu einem Empfang bei Abt Urban im Kloster eingeladen.

Tagebuch über Wetter, Abt und Klosterwein

Der Abt hatte sich vom Archivar das Tagebuch eines Mönchs aus dem 17. Jahrhundert bringen lassen. In diesem Tagebuch hatte der Mönch nicht nur minutiös festgehalten, was das Wetter gemacht hat, sondern auch der Abt. Wenn Letzteres für Erheiterung sorgte, sind die Notizen zum Wetter heute eine einzigartige historische Quelle zum Wetter der damaligen Zeit. In seinen Gedanken zeigte Abt Urban auf, wie das Wetter damals die Menschen und auch Entwicklungen in der Gesellschaft beeinflusste. Vieles davon ist auch in der heutigen Diskussion um das Klima wieder zu erkennen. Auch dass der Mönch damals die schlechte Qualität des Klosterweins bemängelte, stiess Jahrhunderte später auf Resonanz: Abt Urban kredenzte guten Wein aus dem eigenen Keller.

Traditionsgemäss klang die Wallfahrt für die Verantwortlichen aus Regierung und Kirche bei einem Imbiss im gemütlichen Rahmen aus.

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