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Wir leben christliche Werte

17.02.2024, 06.54

Ein Zeitraum von 40 Tagen oder 40 Jahren – im Alten und im Neuen Testament werden Zeitangaben in diesem Umfang immer wieder genannt. Die Suche nach der Besonderheit der Zahl 40 hat verschiedene Begründungen zum Vorschein gebracht.

Vor wenigen Tagen hat an Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit begonnen. Dass diese 40 Tage dauert, ist kein Zufall. Obschon – wer genau zählt, stellt fest, dass 40 Tage von Aschermittwoch an gerechnet bereits an Palmsonntag enden. Wie kommt es dazu? Da Sonntage als «kleine» Auferstehungstage und somit als Feiertage gelten, darf an ihnen nicht gefastet werden. Wenn die Sonntage bei der Zählung ab Aschermittwoch weggelassen werden, endet die 40-tägige Fastenzeit, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch als österliche Busszeit bezeichnet wird, am Karsamstag. Die Rechnung stimmt also doch.

Die Zahl 40 in der Bibel

Bereits in der frühen Kirche fasteten die Christen. Anfänglich am Karfreitag und am Karsamstag, später dehnte sich das Fasten auf die ganze Karwoche aus. Der im Jahr 604 verstorbene Papst Gregor der Grosse führte die 40-tägige Fastenzeit ein. Zur Zahl 40 dürfte ihn die Bibel inspiriert haben. Denn im Alten und im Neuen Testament wird diese Zahl auffallend oft erwähnt. Um einige Beispiele zu nennen: Während der Sintflut regnete es während 40 Tagen und Nächten, nach dem Auszug aus Ägypten harrte das Volk Israel 40 Jahre lang in der Wüste aus, bevor es nach Israel zurückkehren durfte, und Mose befand sich 40 Tage lang auf dem Berg Sinai, bevor er die Zehn Gebote empfing. Jesus fastete vor seinem öffentlichen Auftreten 40 Tage lang in der Wüste und erschien seinen Jüngern nach seiner Auferstehung während 40 Tagen, bevor er in den Himmel aufgenommen wurde. Der Zahl 40 muss also eine grosse Symbolkraft zugrunde liegen. Die Suche nach deren Bedeutung fördert unterschiedliche Erklärungen zutage. Vielen ist gemeinsam, dass sie nicht die Zahl 40, sondern die Zahlen 4 und 10 betrachten. Vier stehe für Gesamtheit und Vollständigkeit, für das Weltumspannende, Irdische und Vergängliche. Dies aufgrund der vier Himmelsrichtungen, der vier Jahreszeiten, der vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft, aufgrund der Lebensphasen Kindheit, Jugend, Erwachsensein und Alter sowie aufgrund der vier Temperamente des Menschen, wie sie der Grieche Hippokrates definiert hatte.

Eine Zahl des in sich Vollendeten

Da die österliche Busszeit aber nicht 4, sondern 40 Tage dauert, geht das Rechnen weiter. 40 ist das Produkt von 4 mal 10. Zur Zahl 10 heisst es, dass sie eine Zahl des in sich Vollendeten sei. Sie setzt sich zusammen aus der Summe von 1 + 2 + 3 + 4, die menschlichen Hände haben zehn Finger und weiter gelte die Zahl 10 als Symbol des Kreises. Biblisch ist die Zahl aufgrund der Zehn Gebote fundiert. Die Zeitspanne von 40 Jahren umfasste zu biblischen Zeiten zirka die Dauer einer ganzen Generation oder einer Regierungszeit. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass mit der Zahl 40 ein Zeitraum beschrieben wurde, der als angemessen erachtet wurde, um Busse zu tun, sich zu besinnen, umzukehren und einen Neubeginn zu wagen.

Auch in unserem Sprachgebrauch

Die Zahl 40 für die Bezeichnung eines besonderen Zeitraums hat sich übrigens bis in die heutige Zeit erhalten. Es sei an die «Quarantäne» erinnert, die während der Coronazeit nach einem positiven Testresultat verhängt wurde. Der Begriff geht auf das lateinische Wort 40 «quadraginta» und das spätere davon abgeleitete italienische «quaranta – quarantena» zurück. Die gleichnamige Isolation wurde im 14. Jahrhundert vermutlich in Marseille und Venedig eingeführt. Damals wurden Ankömmlinge auf Schiffen isoliert, bei denen die Pest oder andere Infektionskrankheiten vermutet wurden. Der 40 Tage währenden Isolation lag keine wissenschaftliche Begründung zugrunde, vielmehr wird der Bezug zur Bibel als Ursache dieser Zeitspanne vermutet.

Blick auf das Wesentliche

Bei der österlichen Busszeit handelt es sich gottlob nicht um eine von oben verordnete «Quarantäne» im Sinne einer Isolation. Eine Zeit des Rückzugs ist die Fastenzeit aber dennoch. Es ist eine Zeit der Vorbereitung auf das Leiden und Sterben Jesu Christi, worauf in der Osternacht die Feier seiner Auferstehung folgt. Durch Verzichten und Fasten wird der Blick frei auf das Wesentliche, das während des Jahres oft durch den hektischen Alltag und eine volle Agenda verborgen bleibt. Dass diese Vorbereitung 40 Tage dauert, ist nun verständlicher geworden

Marianne Bolt im Pfarreiblatt Nr. 8/9/2024