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29.04.2024, 08.07

Dem Stadtzuger Michael Walser steht ein grosser Tag bevor: die Vereidigung als Schweizer Gardist am 6. Mai. Damit realisiert sich ein Wunsch, der ihn von Kindesbeinen an begleitet hat.

Er ist 23-jährig, gelernter Polymechaniker und – seit einem halben Jahr in der Schweizergarde. Am 6. Mai wird der Stadtzuger Michael Walser im Vatikan als Schweizergardist vereidigt. Doch was führt einen jungen Mann vom Zugersee nach Rom?

Ein Wunsch aus der Primarschulzeit

Der Wunsch, dereinst Schweizergardist zu werden, erwuchs bereits im Primarschulalter, als Michael Walser von einem Ex-Gardisten dessen Helm und Hellebarde tragen durfte. Der Wunsch blieb bestehen, sodass er sich nach abgeschlossener Lehre über das Aufnahmeverfahren in die Schweizergarde informierte. Um an diesem Verfahren teilnehmen zu können, müssen zahlreiche Bedingungen erfüllt sein: Ein Kandidat muss männlich, katholisch, ledig, körperlich und psychisch gesund und mindestens 1,74 Meter gross sein. Zudem muss er die Sakramente bis zur Firmung erhalten haben.

Im katholischen Glauben ist Michael Walser fest verankert, lange diente er als Ministrant in Cham. Auch den Dienst in der Schweizergarde erachtet er als Dienst für die katholische Kirche. Wie er sagt, wird der Glaube in der Garde gepflegt: «Wir haben fast täglich die Möglichkeit, die Messe zu besuchen. Zudem organisiert unser Kaplan verschiedene Gebetsmöglichkeiten wie das Rosenkranzgebet oder Andachten.»

Rasieren, Gürtel und Schuhe putzen und Manschetten wechseln

Der normale Arbeitsalltag beginnt mit der obligatorischen täglichen Rasur, dem Putzen des Gürtels und der Schuhe sowie mit dem Wechseln der Manschetten. Steht kein ausserordentlicher Einsatz bevor, setzt sich Michael Walser sein Béret auf. Nur im Dienst an Feiertagen und bei hochrangigen Gästen trägt er den Helm.

Michael Walser im Dienst als Schweizergardist | © zVg

Ob er dem Papst schon einmal begegnet ist? «Ich habe ihn schon gesehen, jedoch noch nie mit ihm gesprochen», sagt Michael Walser. Die Schweizergardisten verhalten sich diskret: «Wenn er mit uns zu sprechen beginnt, dürfen wir ihm die Hand reichen und antworten.»

Viel häufiger als die Begegnungen mit dem Papst sind die Begegnungen mit den Touristen. «Sie fragen sehr oft, was sie wo finden!» Was Michael Walser besonders gerne macht, ist, auf Anfrage Billette für Papstaudienzen zu verteilen. Wenn er in seiner gelb-rot-blauen Uniform im Einsatz ist, sind er und seine Kameraden ein sehr beliebtes Fotosujet. Wenn der Dienst es erlaubt, darf er ab und zu lächelnd in die Kamera blicken. Aber: «Während der Schildwache mit der Hellebarde regen wir uns nicht.» Auch dann nicht, wenn sich ein Insekt mitten im Gesicht niederlässt.

Aussergewöhnlich Schlimmes hat Michael Walser bisher nicht erlebt. Aber ausserordentlich Schönes. «Zum Gardegeburtstag am 22. Januar marschierten wir in einer Formation mit Gardefahne und den Tambouren zum Campo Santo Teutonico. Das war sehr beeindruckend.» Ebenfalls erwähnt er die «Ehrenwache»; er war einer von vier Gardisten, die während der Weihnachtsmesse um den Altar, den «Baldachin», standen.

«Falls nötig, gebe ich mein Leben für den Papst»

Nun steht Michael Walser die Vereidigung bevor. «Das bedeutet mir sehr viel! Ich schwöre dabei, für den Papst – falls nötig – mein Leben zu geben. Wichtig ist aber auch, dass wir bei der Vereidigung der 147 Schweizergardisten gedenken, die am 6. Mai 1527 bei der Plünderung Roms getötet wurden.»

Wie lange Michael Walser insgesamt als Schweizergardist in Rom bleiben wird, weiss er noch nicht. Beim Antritt musste er sich für 26 Monate verpflichten, nach oben ist das Zeitfenster offen. Obschon er seit mehreren Monaten in Rom lebt, hat er kein Heimweh. Dennoch gibt es Dinge, die ihm fehlen, wie das Brot zu Hause, sein Bett, die Berge, die Natur und ein Schweizer Grossverteiler. Ein bisschen Zuger Heimat hat er aber auch im Vatikan; in der Kaserne teilt er sein Zimmer mit einem Gardisten aus Morgarten.

Marianne Bolt

 

Die Verbindung der Schweizergarde nach Buonas

Die Anfänge der Schweizergarde reichen nach Buonas am Zugersee zurück. Der ca. 1450 auf Schloss Buonas geborene Kleriker Peter von Hertenstein leitete diplomatisch die Gründung der Schweizergarde in die Wege. Am 22. Januar 1506 trafen die ersten 150 Schweizer Gardisten unter der Führung ihres Hauptmanns Kaspar von Silenen und Peter von Hertenstein in Rom ein, um als Leib- und Palastwache dem Papst zu dienen.