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Wir vermitteln Bildung

12.04.2022, 07.30

Das Forum Kirche und Wirtschaft der Katholischen Kirche Zug hat am vergangenen Samstag zusammen mit weiteren Veranstaltern verschiedenste Aspekte rund um Leben, Tod und die Organspende mit Fachleuten vertieft behandelt und diskutiert.

Das zur Abstimmung stehende Transplantationsgesetz gibt der Thematik der Organspende Brisanz. Da sich bei Organspenden ethische Fragen stellen, widmen sich diesen das Forum Kirche und Wirtschaft zusammen mit der Katholischen Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung der Schweiz KAB und dem Institut für Sozialethik ethik22.

Herz gegen Niere – so einfach geht das in der Spitalwirklichkeit bei Organspenden natürlich nicht. Herz gegen Niere ist aber mehr als ein Gedankenspiel. Frank Mathwig, Professor für Ethik an der Universität Bern und Mitglied der Nationalen Ethikkommission, ruft zum Perspektivenwechsel auf: «Was wäre, wenn ich morgen ein Herz oder eine Niere brauchen würde?» Auch Franz Immer, Direktor der Stiftung Swisstransplant, hat auf diesen Punkt hingewiesen: «Wir alle können auf der Warteliste für ein Organ landen.»

Die Zahlen zur Organspende in der Schweiz sind klar: Auf der Warteliste für ein Organ standen im Jahre 2020 insgesamt 1’457 Personen, Transplantationen wurden 519 vorgenommen. Auf eine Million Verstorbene kommen 20 Personen, die ein Organ zur Verfügung stellen. Diese tiefe Zahl steht in einem krassen Missverhältnis zur Höhe der Bereitschaft für eine Organspende gemäss Umfragen.

Wer entscheidet über meine Organe?

Es sind verschiedenste Blickwinkel auf das Thema möglich. Zuerst einmal geht es um die Frage des Todes: Wann ist ein Mensch tot, und damit verbunden die Frage, wann dürfen Organe entnommen werden? Die Antwort fällt nicht einfach aus: Die menschliche Hülle des Körpers zerfällt mit dem Tod, verschwindet damit aber auch die Seele? Hans Niggeli, Theologe und Klinikseelsorger im Kanton Aargau, formuliert es so: «In den Organen ist das bisherige Leben mit all seinen Erfahrungen gespeichert.» Lebe ich also bei einer Organspende in einer anderen Person weiter?

Für Frank Mathwig bedeutet daher über den Tod nachdenken, immer auch übers Leben nachdenken. Als Theologe und Ethiker ist ihm der Schutz der Persönlichkeit, also das Grundrecht auf körperliche Integrität ganz wichtig. Er braucht dazu das Bild der Haut, die Grenze zwischen der einzelnen Person und der Aussenwelt. Der Staat habe keinen willkürlichen Zugriff auf den Menschen, von aussen auf das Innere des Menschen. Auf der anderen Seite hat der Mensch die Möglichkeit, sich nach aussen zu öffnen. Solidarität von Mensch zu Mensch sei immer freiwillig und könne nicht vom Gesetzgeber erzwungen werden.

Kein Recht auf ein fremdes Organ

Auch wenn gemäss Statistik von 1’457 Personen auf der Warteliste 72 während dieser Zeit des Wartens verstorben sind, darf es laut Corine Mouton Dorey, Professorin für Biomedizin an der Universität Zürich, keinen staatlichen Zwang geben: «Es gibt keinen Rechtsanspruch, ein Organ zu erhalten.» Frank Mathwig plädiert daher für mehr Information zu Organspenden: «Wir alle sollen ein Bewusstsein für die Not von Menschen entwickeln, die auf ein Organ angewiesen sind. Dazu gehöre insbesondere, dass die moderne Medizin, insbesondere die Transplantationsmedizin, in der Bevölkerung noch stärker Vertrauen schaffe. Der Direktor von Swisstransplant, Franz Immer, widerspricht nicht, er verweist aber auf die klaren Regelungen in der Schweizer Ärzteschaft sowie die sorgsame Praxis in den Intensivstationen und die Gespräche mit Angehörigen. «Die Ärztinnen und Ärzte in den Intensivstationen wissen, dass es bei ihnen immer um Tod und Leben geht.»

 

Franz Lustenberger, Mitglied der Begleitkommission Forum Kirche und Wirtschaft

 

Das Institut für Sozialethik geht im neusten Magazin auf verschiedenste Aspekte des Thema Organspende ein. Das Magazin kann unter dem folgenden Link bestellt werden:
https://www.ethik22.ch/single-post/organspende-das-neuste-magazin

 

 

Neues Format

Das neue Format «wichtig und richtig» ersetzt die bekannten Veranstaltungen des Forum Kirche und Wirtschaft in Kappel a. A. nicht, sondern ergänzt sie.
In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern wie dem Institut «ethik22» oder der Katholischen Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung der Schweiz KAB will das Forum Veranstaltungen im Raum Zug, aber auch darüber hinaus realisieren. Die Themen sollen aus christlicher und sozialethischer Sicht diskutiert werden. Ort, Zeit und Dauer der Veranstaltungen können variieren. Dem Thema entsprechend wird jeweils ein spezifisches Zielpublikum angesprochen.
Der Name «wichtig & richtig» ist bewusst etwas provokativ gewählt. Die Veranstalter präsentieren keine Rezepte, stellen aber kompetenten Gesprächspartnern zentrale Fragen und animieren so die Teilnehmenden zum Mit- und Weiterdenken. /bth