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Wir leben christliche Werte

15.06.2020, 08.39

Vor 10 Jahren begann Christoph Balmer, das «Forum Kirche und Wirtschaft» als Fachstelle der Katholischen Kirche Zug aufzubauen. Im Interview blickt er zurück.

Christoph Balmer, vor 10 Jahren begann der Aufbau der Fachstelle. Mit welchem Ziel?

Es ging darum, über den Dialog zwischen Menschen in der Kirche und Menschen in der Wirtschaft einen gegenseitigen Mehrwert zu schaffen; gegenüber der Wirtschaft durch die Vermittlung von ethischen Ansätzen und christlichen Werten, gegenüber der Kirche durch das Näherbringen von wirtschaftlichen Gesetzmässigkeiten. Um dies zu erreichen, suchte ich nach geeigneten Formaten. Mit dem halbjährlichen Vortragsforum in Kappel am Albis spreche ich primär Menschen aus der Wirtschaft, Bildung und Politik an. Begegnungen mit lokalen Unternehmen innerhalb einzelner Kirchgemeinden richten sich an deren Mitarbeitende und Behördenmitglieder. Und in einer regelmässigen Gesprächsgruppe findet ein vertraulicher Austausch über Arbeit und Verantwortung, Glaube und Ethik unter Führungskräften statt.

Wie hat sich die Kappeler Veranstaltung inzwischen entwickelt?

Mit dem Vortragsforum «Wirtschaft und Werte» ist es gelungen ist, die Auseinandersetzung mit wirtschaftsethischen und gesellschaftspolitischen Themen in der Region Zug zu verankern. Das zeigt sich nicht nur in den beständigen Besucherzahlen und den engagierten Diskussionen, sondern auch im Zuspruch der hochkarätigen Referierenden und Podiumsteilnehmenden. An den bisher 21 Veranstaltungen sind 69 Referentinnen und Referenten aufgetreten. Es haben 3’041 Besucherinnen und Besucher teilgenommen, davon waren 76% aus der Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Bildung, 24% aus dem kirchlichen Umfeld. Der Anteil an Stammgästen beträgt 40%, 22% davon aus dem kirchlichen Umfeld. Erfreulicherweise stossen bei jeder Veranstaltung, dank neuen Themen, neue Teilnehmende dazu.

Wie gelingt es, immer wieder hochkarätige Referenten zu gewinnen?

Ich verfolge das Tagesgeschehen, die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen, intensiv und stosse dabei auf aktuelle Themen. Dafür suche ich die besten Fachleute für ein Grundlagereferat und weitere Experten für Co-Referate und/oder die Podiumsteilnahme. Dabei ist es mir wichtig, dass sie ganz unterschiedliche Haltungen vertreten. Die nach wie vor ungewohnte Verbindung von «Kirche» und «Wirtschaft» ist für die Angesprochenen attraktiv, so dass ich in der Regel spontan eine Zusage bekomme. Die Liste der bisherigen Referierenden ist ausserdem Motivation genug, an einem Forum teilzunehmen.

Die Wirtschaft strebt nach Profitmaximierung, die Kirche nach Menschlichkeit. Ist das überhaupt zu vereinen?

Gemäss der katholischen Soziallehre hat die Wirtschaft dem Menschen und seinem umfassenden Wohle zu dienen. Zielt das Wirtschaften einzig auf Profit, steht das im krassen Widerspruch zu jener Lehre. Es hat sich längst herausgestellt, dass die Maximierung des Shareholder Value keine bessere Welt und zufriedenere Menschen hervorbringt. Zudem favorisieren Investoren auch immer häufiger nachhaltige Unternehmen. So kann festgestellt werden, dass eine lediglich freiwillige Zusage von Verantwortung, beispielsweise im Rahmen von sogenannter «Corporate Social Responsability» kritisch hinterfragt wird und Unternehmensverantwortung etwa für Menschenrechte und Umwelt nun gesetzlich eingefordert werden.

Gab es ein besonders schönes Erlebnis in den vergangen zehn Jahren?

Ich hatte Abt Martin Werlen, Banker Oswald Grübel und Reputationsmanager Bernhard Bauhofer im Oktober 2013 zur Thematik eingeladen, wem man heute noch vertrauen könne. Das Panel führte zu einem derart grossen Ansturm, dass ich 3 Tage vorher einen Anmeldungstopp auslösen musste. Als ich am Schluss zwei jungen Berufsleuten, die auf der Warteliste standen, die Teilnahme ermöglichen konnte, waren sie dankbar und kamen später öfters wieder.

Vom Buchhändler zum Stellenleiter des Forum Kirche und Wirtschaft: Wie kam es dazu?

Nach drei Jahrzehnten strategischer und operativer Führung der familieneigenen Buchhandlungen und Verlagsauslieferung habe ich mich 2008 aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Das gab mir die Gelegenheit zu einer Neuorientierung. Als Generalist und in Zug verwurzelter und vernetzter Unternehmer evaluierte ich verschiedene Möglichkeiten in verschiedenen Branchen. Meinen Entscheid für den Aufbau der neu geschaffenen Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft habe ich nie bereut.

Wie sieht die Zukunft des «Forum Kirche und Wirtschaft» aus?

In den letzten 10 Jahren war einer meiner meist benutzten Ausdrücke «Berührungsängste abbauen». Schon daraus ist erkennbar, dass das ursprüngliche Ziel, mit dem Forum Kirche und Wirtschaft den Dialog zu fördern, richtig war und immer noch aktuell ist. Aber natürlich sollen auch neue Formate entwickelt werden, um die Einzigartigkeit dieser Fachstelle – es gibt keine vergleichbare in der Schweiz – aufrecht zu erhalten.

 

Interview Bernadette Thalmann

 

Am 1. Juli findet im Casino Zug die Jubiläumsveranstaltung 10 Jahre Forum Kirche und Wirtschaft statt. Sie sind herzlich eingeladen.