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Wir machen Glauben erlebbar

22.06.2023, 11.35

Die Lakeside Gallery in Zug zeigt derzeit eine Doppelausstellung. Einer der Künstler ist Alfredo Sacchi, der vielen als Priester und Domherr bekannt ist. Im Interview mit Arnold Landtwing erzählt er über seine Werke und seinen Weg zum Künstler.

 

Alfredo Sacchi, Hand aufs Herz: Ist der Künstler Priester und Domherr geworden oder umgekehrt?

Zuerst hat sich der Priester durchgesetzt. Kreatives Arbeiten war mir schon immer ein Anliegen, aber als Pfarrer bin ich nie dazu gekommen. Ich habe immer die internationale Kunstmesse «Art Basel» besucht. Vor etwa 15 Jahren habe ich zwei Künstler gesehen, die mich inspiriert haben.

Was genau hat Sie damals inspiriert?

Ein südamerikanischer Künstler hat von der Natur geschliffene Steine farbig emailliert und aufgereiht. Seine Werke kosteten ungefähr die Höhe des Werkes, d.h. eine 70 Zentimeter hohe Stele mit Steinen kostete 70’000 Dollar. Ein anderer Künstler hat Bilder mit Holzlatten gemacht – und in jedem Bild waren etwa drei der Latten beweglich.

Und wann haben Sie zum kreativen Arbeiten gefunden?

Zu meiner Pensionierung hat mir mein Freund Roland Villiger ein Set mit Farben und Pinseln geschenkt. Irgendwann habe ich in Berlin dann angefangen, mit Kugeln, Holz und Farben zu arbeiten. Mit der Zeit sind das Wohnzimmer und die Küche zum Atelier geworden. Meine erste Skulptur waren farbige Kugeln, sie steht noch in Berlin.

Wie sind Sie denn von Zug nach Berlin gekommen?

Ich wollte eine Wohnung kaufen, habe aber im Kanton Zug nichts Erschwingliches gefunden. Unsere Familie hat seit Jahrzehnten Beziehungen nach Berlin und bei einem Nachtessen hat mich jemand gefragt, ob ich nicht in Berlin eine Wohnung kaufen wolle. Das habe ich dann gemacht. So ist Berlin zu meiner zweiten Heimat geworden.

Galeristin Sussi Hodel und Alfredo Sacchi | © Arnold Landtwing

Die Ausstellung ist eigentlich eine Werkschau über zehn Jahre, in denen Sie im stillen Kämmerlein in Berlin gearbeitet haben?

Ja, das kann man so sagen. Vor zwei Jahren habe ich eine erste kleine Ausstellung in der Bauhütte, der Cafeteria von St. Michal in Zug realisiert. Die zweite war in meiner Wohnung und im Treppenhaus. Ein Nachbar kennt die Galeristin Sussi Hodel und hat sie auf mich aufmerksam gemacht – und so bin ich jetzt hier in der Lakeside Galerie.

Welches ist die Kernbotschaft, die sich durch Ihre Werke zieht?

Ich glaube an den Gott des Lebens – und das sieht man in meinen Skulpturen: Sie sind lebendig, sie machen lebendig und strahlen etwas Frohes aus. Jedes Holzstück repräsentiert in seiner Farbigkeit einen Menschen. In der Vielfältigkeit finden sie zu Gemeinschaft und Stabilität und zusammen.

Wie viel Mut braucht es, in eine Galerie zu gehen?

(zögert länger) Viel!  Es hat schon viel Mut gebraucht, überhaupt auszustellen.

Warum?

(schweigt nochmals länger) Ich habe mich auch auf die Ausstellung eingelassen, weil ich ein paar Werke verkaufen möchte. Wer mich kennt, weiss, dass ich sozial engagiert bin. Den Erlös aus dem Verkauf werde ich weitergeben.

Hinweis:
Die Ausstellung «Sein oder nicht sein – Existenz in Farbe» mit Bildern von Tiziano Autera und Werken von Alfredo Sacchi in der Lakeside Gallery in Zug gegenüber dem Casino dauert noch bis am 1. Juli.