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Wir leben christliche Werte

12.07.2023, 11.19

Thomas Hausheer, Leiter der Fachstelle «Forum Kirche und Wirtschaft» hat soeben seine Weiterbildung im Bereich «Digitale Ethik» erfolgreich abgeschlossen. Im folgenden Interview teilt er seine Erkenntnisse.

 

Thomas, herzliche Gratulation zum erfolgreich absolvierten CAS «Digitale Ethik» an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ)! Was hat dich bewogen, diese Weiterbildung zu machen?

Ich habe mich bereits im vergangenen Jahr mit der digitalen Transformation auseinandergesetzt. Das war im Rahmen der von mir durchgeführte Veranstaltung «Ethik und Moral in der digitalen Welt – Wer trägt die Verantwortung?». Die Frage, ob das technisch Mögliche auch das moralisch Vertretbare und das gesellschaftlich Richtige ist, beschäftigt mich nachhaltig. Mich interessierte vor allem die nächste Stufe der Digitalisierung, die Etablierung von Künstlicher Intelligenz (KI). Dabei wollte ich der Frage nachgehen, wie die Grundsätze der Ethik auch auf kognitive Technologien angewendet werden können.

 

Zu welchem Thema hast du deine CAS-Arbeit geschrieben?

Meine Zertifikatsarbeit untersucht den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Seelsorge, konkret die Verwendung von einem Chatbot zur Unterstützung der Seelsorgenden. Dieser ist zeitlich unbegrenzt verfügbar, niederschwellig zugänglich und wahrt erst noch Anonymität. Das lässt vordergründig seinen Einsatz interessant erscheinen.


Zu welchen Erkenntnissen bist du gekommen?

Der Lehrgang verschaffte mir vertiefte Einblicke in die digitale Welt, insbesondere in das, was KI wirklich kann und was nicht. Aufgrund der Technologie, die dem Chatbot ChatGPT zu Grunde liegt, sind für mich KI und Seelsorge unvereinbar. Wohl liefert ChatGPT erstaunliche Ergebnisse, diese sind und bleiben aber vorerst unpräzis und fehleranfällig.
Dies deshalb, weil sie auf Wahrscheinlichkeiten und Muster aufbauen. Die grosse Datenmenge und die schnellen Rechenleistungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass lediglich eine Simulation stattfindet, die kein Bewusstsein hat. Daher ist sie nicht in der Lage, einen Menschen wahrzunehmen. Das fehlende Bewusstsein ist mit dem Fehlen der Seele gleichzusetzen. Die Seele ist aber unabdingbare Voraussetzung für das seelsorgerische Gespräch.

 

Weshalb und in welchen Einsatzbereichen der Künstlichen Intelligenz braucht es ethische Guidelines?

Die KI basiert auf Daten der Vergangenheit, ist also ein Abbild der Gesellschaft mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten. Themen wie Diskriminierung, Rassismus, Radikalisierung, Datenschutz, etc. sind noch zu wenig erkannt und nicht genügend geregelt. Es stellt sich die zentrale Frage: Wie beeinflussen wir, was uns beeinflusst? Grundsätzlich braucht es für alle Schnittstellen, wo der Mensch auf die Maschine respektive auf KI trifft, entsprechende Richtlinien.

 

Wie können solche Guidelines aussehen? Wie weit sollen sie gehen?

Die digitale Welt ist eine globale Welt, solche Guidelines greifen nur, wenn sie weltweit Beachtung und Anwendung finden. Dies scheint mir auf rechtlicher Basis ein utopisches Ziel zu sein. Es gibt aber Bestrebungen, auf der Ebene von Richtlinien und Kodexen Rahmenbedingungen zu schaffen und auch umzusetzen. Die EU ist im Bereich des Datenschutzes und der Anwendung von «vertrauenswürdiger KI» sehr aktiv. Grossunternehmen, die international tätig sind, verpflichten sich im Rahmen ihrer Governance, Risk und Compliance zur Einhaltung solcher Guidelines. Die Krux der Sache sind allerdings die Verpflichtung zur Einhaltung, deren Kontrolle und die Sanktionierung von Verstössen.

 

Wo und wie willst du dein erworbenes Wissen einsetzen?

Ich werde die Erfahrung aus diesem Lehrgang in Projekte und Angebote meiner Fachstelle einbringen, weitere Aspekte und Fragestellungen im Rahmen der Kappeler Anlässe diskutieren. Im Austausch mit den Pfarreien und Kirchgemeinden möchte ich das Bewusstsein für diese Themen schärfen und sie ermutigen, ihre Überzeugung aus christlich-ethischer Sicht aktiv einzubringen.

Ethik lebt vom Dialog und der Debatte. Diesen Dialog würde ich gerne mit Exponenten der Zuger Wirtschaft oder einzelnen Firmen führen, denn die Herausforderungen in der digitalen Transformation werden in Zukunft nicht kleiner sein. Hier kann ich mir auch eine beratende Funktion der Fachstelle als konkrete Dienstleistung für Zuger Firmen vorstellen.

 

Interview: Bernadette Thalmann

 

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