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Wir vermitteln Bildung

06.10.2023, 11.46

«Wie gestalten wir eine altersfreundliche Welt?» – Zur Auseinandersetzung mit diesem Thema lud das Forum Kirche und Wirtschaft in Kooperation mit Ethik 22 und KAB Schweiz nach Rotkreuz ein. Gleich zu Beginn wurde den Teilnehmenden klar: Alter betrifft alle.

Pflege, Politik, kirchliche Altersarbeit und Forschung – aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten die Rednerinnen und Redner den Alltag im hohen Alter. An der Veranstaltung des Forums Kirche und Wirtschaft der Katholischen Kirche Zug Ende September zeigte die Spitex-Pflegefachfrau Katrin Hausheer die Komplexität von Personen auf, die im Alter auf Unterstützung angewiesen sind. Am Beispiel des Leitbilds für die Altersarbeit in Risch-Rotkreuz gab Hanna Grossmann, Abteilungsleiterin Soziales/Gesundheit der Gemeinde Risch, den rund 35 Teilnehmenden Einblick in die Schwerpunkte seitens der Politik. Diese sind die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, altersgerechter Wohnraum sowie Bewegung und Aufenthalt im öffentlichen Raum. Ziel ist, dass Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen möglichst lange selbstbestimmt, aktiv und mit hoher Teilhabe das Leben gestalten können.

Geh-hin-Kirche ist gefragt

Die Referate wechselten sich ab mit Gruppendiskussionen der Teilnehmenden. Bei lebhaften Gesprächen stellten sie viele Fragen: Wer finanziert das Alter? Wie wird mit altersbedingten Einschränkungen umgegangen? Wann soll Hilfe angenommen werden? Und wie kommen Betroffene zur Information und Einsicht, dass Hilfe nötig ist? Darauf antwortete Agatha Schnoz von der kirchlichen Altersarbeit des Pastoralraums Zug-Walchwil, dass der direkteste Kanal der persönliche Kontakt sei. Gerade die Kirchen hätten diesbezüglich eine hohe Verantwortung. Eine Geh-hin-Kirche sei gefragt.

In der Diskussion wurde deutlich, dass oft erst über pflegerische Unterstützung ein Kontakt mit älteren Menschen hergestellt wird. Wird bei diesen Kontakten auch Zeit investiert für andere Themen wie beispielsweise der Umgang mit Einsamkeit, mit der Angst vor dem Alleinsein? Da sei die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren sehr wichtig, beispielsweise mit Spiritual Care, mit der Nachbarschaftshilfe, Wegbegleitungen und so weiter, meinte Walter Wyrsch, Geschäftsführer Spitex Nidwalden. Trotzdem dürfe Freiwilligenarbeit nicht per se professionalisiert werden.

Zeitlich begrenzte Engagements gesucht

Riccardo Pardini, Alterssoziologe und Berater in Alterspolitik und Altenarbeit an der Berner Fachhochschule, unterstützte diese Aussage sehr. Die Motive, sich freiwillig zu engagieren, hätten sich stark verändert. Heute werde mehrheitlich ein zeitlich begrenztes Engagement gesucht. Gefragt seien sozialer Austausch sowie das Bedürfnis, Zeit zu schenken. Was das Netz an Strukturen anbelangt, meinte Pardini, dass sowohl der Individualisierung in kleinräumigen Gebieten wie auch der Care in Community Rechnung getragen werden müsse.

Auch für die Menzinger Gemeinderätin Susan Staub, Vorsteherin Soziales und Gesundheit, ist der Kontakt mit Betroffenen sehr wichtig: die Zusammenarbeit mit Pro Senectute, mit Vereinen etc. Eine zusätzliche Herausforderung stelle in diesem Zusammenhang das neue Datenschutzgesetz dar.

Auf einen anderen Aspekt machte Riccardo Pardini aufmerksam: Spezifische Angebote für ältere Menschen wie Jass-Nachmittage, Tanz-Nachmittage, etc. sprechen ein spezifisches Segment von Menschen an. Aber aus diversen Gründen können nicht alle an diesen Veranstaltungen teilnehmen. Niederschwellige und aufsuchende Begegnungsmöglichkeiten müssten unbedingt mitbedacht werden.

Gemeinsames Unterwegssein nötig

Bei einer zweiten Gruppendiskussion stellten die Anwesenden erneut viele Fragen: Wie lassen sich freiwillig Engagierte finden? Wie kann zu pflegenden Angehörigen geschaut werden, wohin soll man sich im Akutfall wenden? Und wie können kirchliche Diakoniestellen noch besser genutzt und integriert werden?

Walter Wyrsch machte eindringlich darauf aufmerksam, dass die Kraft der Politik von unten nicht unterschätzt werden dürfe. «Sorgt dafür, dass in die Thematik involvierte Institutionen ein gemeinsames Verständnis, gemeinsame Grundlagen und Zusammenschlüsse erarbeiten.» Gemeinsames Unterwegssein ist Schlüsselwort und Ausrichtung zugleich – da waren sich alle einig.

Auf Einladung von Thomas Wallimann, Geschäftsleiter Ethik 22 und Mitorganisator, gaben die Podiumsteilnehmenden den Anwesenden einen letzten Satz mit auf den Weg.

Susan Staub bat um Akzeptanz, dass es sehr unterschiedliche Herangehensweisen ans Thema gibt. Für Riccardo Pardini war unbestritten, dass ältere Menschen noch sehr viel zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen können. «Eigenverantwortung und mein persönliches Dazutun ist das Gebot einer christlich-sozialen Stunde», sagte Walter Wyrsch. Agatha Schnoz wiederum äusserte überzeugt, dass die Kirchen wichtige Player in der Frage nach einer altersgerechten Welt sind. Thomas Hausheer, Leiter der Fachstelle Kirche und Wirtschaft und Organisator, beendete die Veranstaltung mit der Aussage: «Alter betrifft alle, also führen wir den Dialog weiter!».

 

Sandra Dietschi, Gesamtleiterin Fachstellen Katholische Kirche des Kantons Zug