Zur Startseite Zur Navigation Zum Inhalt Zur Kontaktseite Zur Sitemapseite Zur Suche
Wir leben christliche Werte

19.08.2023, 16.44

Jahrzehntelang haben sie in Stadtzuger Pfarreien als Hauswartin und als Sakristane gewirkt, dieses Jahr sind sie alle in den Ruhestand gegangen. Rückblickend erzählen von bewegenden Erfahrungen ihrer Berufstätigkeit.

Zufrieden blicken sie auf die vergangenen zwanzig bis dreissig Jahre Berufstätigkeit in zwei Stadtzuger Pfarreien zurück, im Verlauf dieses Jahres wurden sie pensioniert. Eine Laufbahn als Sakristan oder als Hauswartin hatte niemand von ihnen bewusst geplant, es waren vielmehr der Zufall, gesundheitliche Gründe und ein Stellenverlust, der ihnen anfangs der Neunziger- und Nullerjahre diesen Weg geebnet hatte. Die vier – sie sind Jacqueline und Giuseppe Capaldo, die in der Pfarrei Gut Hirt tätig waren, Markus Jeck, der in der Kirche St. Oswald als Hauptsakristan und Hauswart der Kanzlei wirkte, und Toni Schwegler, Hauptsakristan der Kirche St. Michael und Hauswart des Pfarreizentrums.

«Ich hockte stundenlang im Beichtstuhl»

Markus Jeck war der Kontakt zu den Menschen sehr lieb. Ihnen nahe zu sein in der Trauer, in der Freude oder mit den Ministranten, das sei für ihn das Grösste gewesen. Auch Toni Schwegler ist seiner Arbeit gerne nachgegangen. Vor allem die Hochfeste, Taufen, Konzerte und Veranstaltungen mochte er sehr. Giuseppe Capaldo betont die Vielseitigkeit seines Berufs. Besonders habe er die Nähe zur Theologie, das Mitwirken in den Gottesdiensten und die Zusammenarbeit mit anderen Personen geschätzt. Den Kontakt zu Leuten, den hebt auch Jacqueline Capaldo hervor. Sie und Giuseppe seien aus dem Gastgewerbe gekommen und hätten auch in der Kirche stets gewollt, dass es den Leuten gut geht.

Im Gespräch wird deutlich, dass der Alltag der vier nicht einer langweiligen Routine zum Opfer gefallen war, sondern immer wieder von aussergewöhnlichen Vorfällen durchzogen wurde. Schmunzelnd erzählt Jacqueline Capaldo, wie Bauarbeiter neben der Kirche in der Mittagspause waren, und wie sie immer wieder zur Kirchenuhr hochblickten, um zu sehen, wann es 13 Uhr sei. Dass die Kirchenuhr um 12.45 Uhr wegen Revisionsarbeiten stehengeblieben war, hatten die Bauarbeiter bis 13.30 Uhr nicht bemerkt. Ein andermal, als in der Kirche die Marienstatue von Unbekannten immer wieder mit flüssigem Wachs bespritzt wurde, wollte Giuseppe Capaldo herausfinden, wer dahintersteckte. «Ich hockte täglich stundenlang im Beichtstuhl, da ich sie erwischen wollte», sagt er. Sein Ausharren war erfolgreich, er ertappte zwei Frauen in flagranti. Er sei ihnen hinterhergerannt. Eine entkam, die andere erwischte er. Am heiterhellen Tag auf dem Vorplatz der Kirche. Ein Passant meinte, Capaldo wolle sich an der Frau vergehen und hielt ihn fest. So sei auch die zweite Frau entkommen.

Diebstahl und Alpensegler in der Kirche

Markus Jeck erzählt von Trauerkarten, die jemand an einer Beerdigung aus einem Körbchen in der Kirche St. Oswald geklaut hatte. Einige Tage später seien die aufgerissenen Karten in der Kirche Gut Hirt gefunden worden und konnten doch noch der Trauerfamilie überreicht werden. Seither wird im St. Oswald für die Trauerkarten eine diebstahlsichere Kiste aufgestellt. Und mit einem Schmunzeln erwähnt er die Alpensegler, die jedes Jahr im Turm von St. Oswald nisten. Einer von ihnen habe ein so starkes Bedürfnis gehabt, in der Kirche herumzufliegen, dass er sage und schreibe drei Tage lang im Kirchenraum hin und her flog und sich an der Messe beteiligte, indem er immer wieder dazwischen zwitscherte, bis er endlich eingefangen und in die Freiheit entlassen werden konnte.

Einschneidend war für Toni Schwegler das Zuger Attentat. Er schildert, wie die Polizei die Kirche vor dem Trauergottesdienst akribisch untersuchte. Und wie eine Trauerfamilie einen Einbruchalarm auslöste. Sie wollten am Abend vor dem Trauergottesdienst die Kirche sehen, hatten dazu aber fälschlicherweise einen Schlüssel erhalten, der nur via Sakristei in die Kirche führt. Ein andermal, erzählt Toni Schwegler lachend, sei ein Mann beauftragt worden, Bilder aus der St. Verena-Kapelle zu restaurieren. Als er diese habe entfernen wollen, habe eine aufmerksame Passantin gedacht, er wolle die Bilder stehlen. Kurzerhand habe sie ihn in der Kapelle eingeschlossen, bis die Polizei vor Ort war.

Sakristane sind eine Art Seelsorger geworden

Was alle vier beobachtet haben, ist, dass Anlässe in den vergangenen Jahren zeitintensiver und anspruchsvoller geworden sind. Auch werden die Kirchen heute häufiger für Konzerte genutzt. Ebenfalls bestätigen sie, dass sich der Beruf als Sakristan zu einer Art Seelsorger entwickelt habe, da sie stets vor Ort seien. Immer wieder habe es Situationen gegeben, in denen sie festgestellt hätten, dass es jemandem nicht gut geht und dass man dieser Person zuhören müsse. Und: Einhellig sagen sie, dass sie denselben Weg erneut gehen würden. Was sie ihren Nachfolgern mit auf den Weg gegeben haben? Markus Jeck: «Denk dran, das Wichtigste hier drin sind die Menschen da draussen!» (Gespräch Marianne Bolt im Pfarreiblatt 34/35)