Zur Startseite Zur Navigation Zum Inhalt Zur Kontaktseite Zur Sitemapseite Zur Suche
Wir bilden eine Gemeinschaft

07.12.2022, 07.35

«Sammle meine Tränen» mit Kerzen wird unter diesem Titel der früh verstorbenen Kinder weltweit gedacht, jeweils am zweiten Sonntag im Dezember. Zum ersten Mal findet eine solche Gedenkfeier auch in Zug statt.

Ein Kind stirbt – während der Schwangerschaft, kurz nach der Geburt oder im Kindes- und Jugendalter. Immer ist es für die Eltern ein Schock, dem ein langer Verarbeitungsprozess folgt. Rituale und Begegnungen bieten dabei einen Rahmen, um Schmerz, Wut, Schuldgefühl und Trauer auszudrücken. Eine Gedenkfeier für Betroffene ist eine Möglichkeit, den eigenen Schmerz zu gestalten und andere Menschen am Trauerprozess teilhaben zu lassen.

Thema enttabuisieren

«Ich bin froh, dass eine solcher Gedenkfeier nun auch in Zug stattfindet», sagt Sabine Feierabend, die selbst den frühen Tod ihres Sohnes verarbeiten musste. Als Präsidentin des Vereins «Kind + Spital» möchte sie das Thema in der Öffentlichkeit enttabuisieren. Es seien in der Schweiz im Jahr rund 500 Kinder, die sehr früh sterben. Sie sei deswegen auf Pfarrer Kurt Schaller (Pfarrei Gut Hirt) zugegangen und auf eine grosse Offenheit gestossen. «Es ist eine wichtige Aufgabe der Seelsorge, Menschen in dieser schweren Zeit des Loslassens und des Abschieds zu begleiten und zu unterstützen.» Denn der Verlust eines Kindes stürzt jedes Elternpaar in eine tiefe Krise.

Nicht minder schwierig ist die Situation für Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden oder deren Kind im Mutterleib stirbt. Hilfe bietet bei da der Verein «kindsverlust.ch». Anna Margareta Neff Seitz, Leiterin des Fachbereichs, erwähnt, dass häufig «alles sehr schnell geht». Noch freue man sich auf das kommende Kind, von einem Moment auf den anderen sei alles anders. «Die betroffenen Frauen brauchen Zeit, diesen Schock zu verarbeiten.» Es bestehe in den meisten Fällen kein Grund zur Eile, beispielsweise die Geburt einzuleiten, ausser bei medizinischen Notfällen. Für die ausgebildete Hebamme ist es wichtig, dass die betroffenen Mütter und ihre Familien den Verlust verarbeiten können – indem die Eltern ihr Kind begrüssen und verabschieden und ihm auch einen Namen geben können. Diese Kinder werden Sternenkinder genannt – sie sehen schon den Himmel und die Sterne, bevor sie das Licht der Welt erblickt haben.

Gedenken über alle Religionen hinweg

Einmal im Jahr soll der Raum eröffnet werden, um an die Sternenkinder, die verstorbenen Kinder und Jugendlichen zu denken. In Gemeinschaft mit anderen Menschen lässt sich Trauer manchmal besser ertragen. Pfarrer Kurt Schaller betont, dass der Gedenkgottesdienst in der Kirche St. Michael am Sonntag, 11. Dezember «für alle Menschen, unabhängig ihres Glaubens offen ist.» Denn der Gedenktag wird unter dem Motto «Worldwide Candle Lighting» weltweit begangen. Die Kirche ist ab 14 Uhr offen, die Gedenkstunde findet um 15 Uhr statt und im Anschluss sind alle zum Austausch im Pfarreiheim St. Michael eingeladen.

www.kindundspital.ch; www.kindsverlust.ch

 

Franz Lustenberger