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Wir bilden eine Gemeinschaft

14.12.2021, 07.31

Per Ende Jahr übergibt VKKZ-Präsident Karl Huwyler sein Amt in neue Hände. Im folgenden Interview blickt er auf seine 8-jährige Amtszeit zurück und verrät, was ihn besonders herausgefordert hat und weshalb er auch mit Freude geht.

Karl Huwyler, was war besonders reizvoll am Amt des VKKZ-Präsidenten?

Die Zusammenarbeit und die Gestaltungsmöglichkeiten in all den unterschiedlichen Teams auf kantonaler Ebene, aber auch im Bistum und in der rkz. Nicht immer war es einfach, im dualen System voranzukommen. Letztlich braucht es irgendwann einen Entscheid – auch wenn dieser nicht immer allen passt. Beispielsweise bei der Umstellung des Pfarreiblattes vor 7 Jahren auf eine zweiwöchentliche Ausgabe, dafür in Farbe. Als Präsident, der nur der Sache verpflichtet ist, hatte ich die Möglichkeit für eine klare Stellungnahme.

Transparenz zur Verwendung der Kirchengelder zu schaffen, war dir immer ein besonderes Anliegen. Weshalb?

Die Katholische Kirche Zug nimmt via Steuern pro Jahr mehr als 40 Millionen Franken ein. Unsere Mitglieder haben das Recht zu wissen, was mit den Geldern passiert. Dabei dürfen wir uns nicht hinter den fachtechnischen Strukturen der kantonalen Vorgaben (HRM2) verstecken. Wir müssen klar und verständlich aufzeigen, in welche Leistungen unsere Steuergelder fliessen, nicht nur was wir ausgeben.

Weshalb ist es für die VKKZ schwieriger, auf kantonaler Ebene Transparenz zu schaffen als für andere Landeskirchen?

Die VKKZ ist eben keine Landeskirche, sondern ein Zweckverband der katholischen Kirchgemeinden. Wir haben keine Weisungsbefugnis, wie die Zahlen im Sinne einer Wirkungstransparenz zu rapportieren sind. Alles basiert auf Freiwilligkeit. Überzeugungsarbeit bei den 10 Kirchgemeinden ist daher das A und O. Manchmal hilft aber auch etwas Druck von aussen, wie z.B. die Motion zur Freiwilligkeit der Kirchensteuern für juristische Personen. Das Damoklesschwert einer nächsten Motion hält den Druck aufrecht, unsere Leistungen besser zu kommunizieren.

Die besagte Motion war wohl die grösste Herausforderung deiner Amtszeit?

Wir haben in der VKKZ ein ausgezeichnetes Team, welches das «Tagesgeschäft» prima erledigt. So konnte ich mich in diesem Jahr voll auf die Abwehr der Motion konzentrieren. Dies war in der Tat zeitaufwändig. Herausfordernd war aber auch die Umstellung des Pfarreiblattes auf ein neues Redaktionssystem. Auch hier sollten wir dank dem Einsatzwillen vieler Angestellten und der Einsicht, dass IT-Probleme keine Eintagsfliegen sind, die Hürde bald endgültig geschafft haben.

Den grossen Angriff auf die Kirchensteuern haben die beiden Zuger Kirchen vorerst überstanden. Was sollten sie aus den Erfahrungen für die Zukunft lernen?

Wir haben dutzende von Gesprächen und Argumentationen im Kantonsrat analysiert und folgende Schlüsse daraus gezogen:

  • Die Zeiten, in denen die Kirche als gesellschaftliche Taktgeberin wirkte, sind vorbei. Heute hat sie ein Relevanzproblem. Konfessionelle Dogmatik führt in eine Sackgasse. Sie muss die neuen gesellschaftlichen Realitäten (40 Prozent der Bevölkerung ist konfessionslos) akzeptieren und Antworten darauf finden, bei welchen gesellschaftlichen Problemen sie wertvolle Lösungsbeiträge leisten kann.
  • Die Kirche muss ihre Leistungen besser kommunizieren, denn nach wie vor ist der Wissenstand darüber, was die Kirche alles leistet, tief. Mit der Schaffung einer Kommunikationsstelle vor ein paar Jahren haben wir einen ersten Schritt getan. Mit der Bewilligung des Budgets 2022, welches mehr Geld für Öffentlichkeitsarbeit zu Verfügung stellt, kann das neue Präsidium nun einen weiteren Schritt vorankommen.
  • Den schönen Worten müssen Taten folgen! Das betrifft die Rolle der Frau, das Thema Übergriffe und das Zölibat. Ansonsten nützt auch die beste Öffentlichkeitsarbeit über das viele positive Wirken der Kirche wenig. Jetzt braucht es Initiativen und neue Lösungen auf der pastoralen Seite. Das ist die Mammutherausforderung für unsere Kirche.

Mit welchen Gefühlen gibst du nun Ende Jahr dein Amt ab?

Mit Freude darüber, dass ich eine sehr spannende Zeit in der VKKZ erleben durfte und nun zum Abschluss auch fähige neue Mitglieder fürs Präsidium finden konnte. Aber auch mit der Freude, nun Neues anzupacken, insbesondere als Grossvater.

 

Interview: Bernadette Thalmann