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Wir machen Glauben erlebbar

07.03.2024, 18.02

Das Thema Resilienz bot den Lockstoff, vier Fachleute auf dem Podium waren das Rezept für eine gelungene Jubiläumsveranstaltung der Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft im Kloster Kappel.

Der Aufmarsch von gut 100 Interessierten an einem kalten Winterabend zeigte, dass das Format «Wirtschaft und Werte» der Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft der Katholischen Kirche Zug auch in seiner 25. Durchführung erfolgreich unterwegs ist.

Thomas Hausheer freute sich als Leiter der Fachstelle, dass er nach Themen wie Fairtrade, Menschenrechte, Migrationspolitik, Rohstoffhandel oder Ethik im Spitzensport für die Jubiläumsveranstaltung zum Thema Resilienz vier ausgewiesene Fachleute auf dem Podium begrüssen konnte.

Resilienz ist naturgegeben

Eine bereits auf das Thema Resilienz ausgerichtete und mit Harfenmusik gestaltete Einstimmung in der Kapelle holte das Publikum ab und rollte den Teppich für das anschliessende Referat aus. Fabian Schmid, der Masterstudierende in «Überlebensstrategie für Kreative» und Unternehmen in Veränderungsfragen und Stressprävention berät, zog die Zuhörerinnen und Zuhörer in Bann. Anhand praktischer Beispiele aus Natur und Materialkunde führte er vor Augen, dass Resilienz naturgegeben ist und folgerte daraus, dass auch Menschen mit Körper, Geist und Seele all das zur Verfügung haben.

Resilienz kann nicht trainiert werden

Er wies darauf hin, dass vielen Leuten heute dieses Bewusstsein, Teil der Natur zu sein, abhandengekommen ist und dies zu einem Ausnahmezustand führt: «Wenn wir in unseren Situationen in der Wirtschaft, in der Arbeit oder zuhause in einem Ausnahmezustand sind, ist dies der Vorläufer des Ausbrennens.» Die Rückkehr zur Resilienz sieht er dort, wo man sich entscheidet, glücklich sein zu wollen statt Recht zu haben.

Podium mit Humortrainerin, HR-Fachfrau und Betriebsseelsorger | © Thomas Müller

Podium mit Humortrainerin, HR-Fachfrau und Betriebsseelsorger

Im Anschluss an das Referat unterhielt sich Christian Zeugin, Leiter der SRF-Talkshow «Persönlich» mit dem Referenten, Nicole Grunau (Maschinenbauingenieurin und Head of people & Culture bei Energie Zukunft Schweiz), Noémie Walser (Genesungsbegleiterin und Humortrainerin) und Patrick Ulmann (Betriebsseelsorger). Mit empathischer Professionalität brachte der Moderator Stufen und Brüche der verschiedenen Biografien zur Sprache und entlockte der Runde, wie sie Resilienz erlebt, Krisen emotional bewältigt und Veränderungen gestaltet haben. Eindrücklich waren auch die Schilderungen, wie grundlegend die Bereitschaft war, Neues zu lernen und Erfahrungen weiter auszubilden.

Mit Haferbrei zu Resilienz

Noémie Walser erzählte von ihrer Krise mit Panikattacken und nannte diese das grösste Glück: «Ich bin in dieser Krise mir selbst begegnet, emotional nackt. Ich habe begonnen, mein Leben auf den Kopf zu stellen und habe Resilienz so erlebt. Ich habe begonnen, den Sinn hinter den Panikattacken zu verstehen, dass sie ein Alarmsystem sind und mich dazu auffordern, zu mir zu schauen.» Um Resilienz zu fördern, empfiehlt sie auch das Kochen von Haferbrei, um in einfachsten Dingen deren Wert wieder zu entdecken.

Vertrauensvolles Umfeld schaffen

Aus dem Bereich der Wirtschaft erzählte Nicole Grunau, wie sie zur Erkenntnis gelangte, nicht länger von morgens früh bis abends spät im Hochleistungsmodus unterwegs sein zu wollen. Als Führungsfrau versteht sie es heute als herausfordernde Aufgabe, aufmerksam zuzuhören und Mitarbeitende auch ausserhalb von Traktanden wahrzunehmen. Ein Rezept hat sie nicht, aber eine Haltung: «Es gilt, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder Mensch sich selbst sein kann. Auch im beruflichen Umfeld eine vertrauensvolle Atmosphäre im Team zu schaffen, in dem ich Dinge ansprechen kann.»

Sorgten für einen spannenden Abend (v.l.n.r.): Patrick Ulmann, Noémie Walser, Nicole Grunau, Fabian Schmid, Christian Zeugin (Moderation) und Thomas Hausheer (Leiter Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft) | © Thomas Müller

Vergebung als Heilsgut

Patrick Ulmann erreicht als Betriebsseelsorger die Menschen, indem er über Jahre hinweg Vertrauensarbeit leistet und sie regelmässig am Arbeitsplatz für ein paar Minuten besucht. Er versteht Seelsorge als unvoreingenommenes Zuhören, das zu einem Perspektivenwechsel führen und dadurch entlasten kann. Die Kraft der Vergebung hat für ihn etwas Faszinierendes: «Vergebung ist ein Heilsgut aus dem christlichen Glauben, es kann eine positive Dynamik bei sich selbst und beim Gegenüber in Gang setzen.»

«Wenn wir das Leben ernst nehmen, haben wir ein ernsthaftes Problem.»

Und der Referent, Fabian Schmid? Aus der Erkenntnis des Ausbrennens hat er zwei Unternehmen aufgelöst, nur um kurz darauf wieder mit verrückten Projekten durchzustarten. «Ich habe Energie verschwendet, weil ich beweisen wollte, dass ich liebenswert bin.» Eine lange Reise auf einem Frachtschiff liess ihn zur Ruhe kommen. Wenn in seiner Beratungstätigkeit ein Kartenhaus zusammenfällt, hört er aufmerksam zu. «Und wenn alles auf dem Tisch liegt, geht es darum ein einziges Problem anzuschauen und zu lösen.»

Resilienz durch Netzwerk

Die facettenreichen persönlichen Statements und kleinen konkreten Beispiele aus der Biografie und der Berufserfahrung der Gäste auf dem Podium luden das Publikum zum Weiterdenken zuhause ein. Fachstellenleiter Thomas Hausheer kündigte für den Herbst bereits eine nächste Veranstaltung zum aktuellen Thema Klima an.

Thomas Hausheer organisiert unter anderem den Zyklus „Wirtschaft und Werte“ der Fachstelle Forum Kirche und Wirtschaft | © Thomas Müller

Dass neben hochkarätigen Referaten das Format «Wirtschaft und Werte» auch wegen der Pflege des Netzwerkes geschätzt wird, zeigte der anschliessende gemütliche Teil, der sich bis in den späten Abend hineinzog. Befragt, was sie von diesem Abend mitnehme, antwortete Elena Philipp, Grossspenden-Fundraiserin bei der Stiftung Sozialwerk Pfarrer Sieber: «Dass in einer immer komplexeren Welt Resilienz immer wichtiger wird.»