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Wir verbinden Kulturen

13.10.2023, 08.59

Die Zuger Kirchen bieten in Zusammenarbeit mit den drei Luzerner Landeskirchen Paaren weit über die Trauung hinaus Unterstützung bei ihrer Beziehungsarbeit an. Regina Kelter, Sozialpädagogin Pfarrei Hünenberg, leitet Ehevorbereitungskurse und lässt einblicken.

Regina Kelter, du gehörst zum Leitungsteam* der Ehevorbereitungskurse im Kanton Zug. Wie viele Teilnehmende habt ihr ungefähr pro Kurs?

Wir rechnen jeweils mit vier bis acht Paaren.

Die Kurse richten sich primär an Paare, die vor der Hochzeit stehen, stehen aber auch für bereits verheiratete offen. Kommen diese tatsächlich auch?

Die meisten Paare haben ihre Hochzeit noch vor sich. Einzelne kommen auch ein paar Monate nach ihrer Trauung in unser Seminar, weil es vorher vielleicht terminlich nicht gepasst hat. Nur sehr selten melden sich Paare an, die schon länger verheiratet sind. Das liegt wohl daran, dass sie sich nicht als die Zielgruppe fühlen, auch wenn die Themen des Tages auch nach etlichen Ehejahren interessant bleiben. Diese Paare wählen eher die Impulsangebote, die wir gemeinsam mit der Landeskirche Luzern ausschreiben. Das «Date im Weinberg» und der Kurs «Aus Liebe ins Rudern kommen» verbinden beispielsweise das gemeinsame Erlebnis mit Erfahrungen aus dem Alltag der Paare und der Spiritualität.

Nehmen daran auch gleichgeschlechtliche Paare teil?

Die Impulsangebote sind offen für alle Formen von Partnerschaften. Angenommen wurden sie bisher, meines Wissens, nur von heterosexuellen Paaren. Ich vermute, hier müssen wir uns als Kirche vorab Vertrauen erarbeiten.

Welches sind die hauptsächlichsten Konfliktthemen in einer Partnerschaft?

Ich kann dazu keine statistischen Angaben machen, sondern nur aus meinem Erleben sprechen. Zu Konflikten führen können beispielsweise unterschiedliche Rollenvorstellungen, mangelnder Austausch über eigene Wünsche und Bedürfnisse, überhöhte Erwartungen an den Partner oder die Partnerin oder unterschiedliche Vorstellungen von der gemeinsamen Zukunft. Die Ehevorbereitungskurse setzen aber nicht bei den Problemen an und sind keine Paartherapie. Vielmehr versuchen wir die Ressourcen des Paares sichtbar werden zu lassen. Das ist eher ein Beitrag zur Prävention von Konflikten.

Wie werden die Themen angegangen?

Die Struktur des Tages ist ein Wechsel von Inputs und Zeit zu zweit. Die Paare bekommen viel Gelegenheit, miteinander über wichtige Themen ins Gespräch zu kommen. Nur zu allgemeinen Themen findet ein Austausch im Plenum statt, so dass die Intimität gewahrt bleibt.

Wie aktiv sind die Teilnehmenden?

Die Teilnehmenden sind sehr aktiv und das auch auf sehr individuelle Weise. Wir bieten ihnen verschiedene Formen an, über Aspekte der Liebesbeziehung nachzudenken: Mit kleinen symbolischen Handlungen, beim Spaziergang, anhand von Texten…

Bekommst du auch Rückmeldungen zum Kurs? Was kommt besonders gut an?

Besonders geschätzt wird die Offenheit der Themen und der Kursleitenden. Paare mit spanischer oder italienischer Herkunft müssen beispielsweise nach wie vor die Teilnahme an einen Ehevorbereitungskurs für ihre Hochzeit nachweisen können, kommen also nur bedingt freiwillig. Am Ende des Tages sind jedoch auch sie dankbar und fühlen sich bereichert. Manche zeigen sich überrascht darüber, wie «locker» und «zeitgemäss» der Kurs ist und dass sie tatsächlich wertvolle Anregungen erhalten haben. Das Klischee verstaubter kirchlicher Angebote ist halt noch weit verbreitet…

Was macht dir besonders Freude an den Kursen?

Ich darf das Thema der Kommunikation in den Kurs einbringen: Wie gehen wir miteinander um? Wie reden wir miteinander? Mich freut, wenn Teilnehmende sichtbar gerne die kleinen Übungen nutzen oder wir gemeinsam engagiert anhand von Filmszenen Dialoge analysieren. Weil ich der festen Überzeugung bin, dass gutes Gesprächsverhalten zufriedene Paare kennzeichnet.
Ganz besonders aber freue ich mich über die jungen Leute, die positiv und zuversichtlich miteinander durchs Leben gehen wollen. Unter lauter Liebenden zu sein, macht mich auch immer ein bisschen froh!

Traut man heute noch, sich zu trauen?

Die Zahlen der kirchlichen Trauungen gehen zurück. Sie sind ein Ausdruck dafür, dass die religiöse Dimension der Ehe stark an Bedeutung verloren hat.

Was motiviert, kirchlich zu heiraten?

Paare, die heute kirchlich heiraten, haben sich das gut überlegt. Die wenigsten suchen nur die Romantik der kirchlichen Feier oder fühlen sich diesbezüglich der Familie verpflichtet. Vielmehr berührt mich die Glaubenskraft vieler Paare, die auf Gottes Segen und Unterstützung vertrauen und hoffen.

Ich war überrascht und erfreut zu sehen, dass es unter den «Impulsangeboten» auch einen Kurs zum «Alleinleben» gibt.

Die Landeskirche Luzern initiiert auch immer wieder Angebote für Alleinlebende. Viele Menschen sind in keiner Partnerschaft. Aber auch sie leben in Beziehungen, auf ganz vielfältige Weise. Und auch diese Beziehungen wollen gut gestaltet sein. Dieses Impulsangebot möchte ein Beitrag dazu sein.

*zum Leitungsteam der Ehevorbereitungskurse gehören nebst Regina Kelter Ruedi Odermatt, Gemeindeleiter der Pfarrei Steinhausen, und Jörg Leutwyler, evangelischer Seelsorger.

 

Interview: Bernadette Thalmann

 

www.kirchlich-heiraten.lu

Siehe auch Artikel «Die Beziehung zu zweit vorbereiten und pflegen»